Münsing:Unverwechselbarer Charme

Ingolf Turban und sein Nachwuchsensemble

Der Auftakt zu den Holzhauser Musiktagen (hier Ingolf Turban und sein Nachwuchsorchester) fand in der Seeresidenz Seeshaupt statt.

(Foto: Fuchs)

800 Klassikfreunde besuchen die Holzhauser Musiktage - obwohl das gar nicht immer so einfach ist

Von Reinhard Szyszka, Münsing

38 Jahre haben sie jetzt auf dem Buckel, die Holzhauser Musiktage, und ein Ende der Erfolgsgeschichte ist nicht in Sicht. Das kleine Festival hat seinen eigenen, ganz und gar unverwechselbaren Charme, der nicht zuletzt darin besteht, dass an ungewöhnlichen Orten musiziert wird. Insbesondere Gut Ried bei Ammerland ist hier zu nennen, seit vielen Jahren traditionelle Spielstätte der Holzhauser Musiktage. Die holprige Anfahrt durch den Wald gehört ebenso dazu wie die mühsame Parkplatzsuche am Wegesrand, der Hof mit seinen Stallungen, aus denen die Pferde neugierig auf die Besucher blicken, und natürlich die zum Konzertsaal umfunktionierte Reithalle mit Lehmboden und unbequemen Stühlen. All dies schafft die typische Holzhausen-Atmosphäre, und die vielen Freunde des Festivals wollen es nicht missen.

In diesem Jahr kam ein neuer Konzertort hinzu: die Seeburg bei Allmannshausen, ein Renaissance-Bau, malerisch über dem Starnberger See gelegen. Auch dort gibt es eine etwas versteckte Anfahrt auf Straßen, die normalerweise für den öffentlichen Verkehr gesperrt sind, und die Parkplätze sind ebenfalls rar gesät. So gesehen, weisen die Seeburg und Gut Ried bei aller baulichen Verschiedenheit durchaus Parallelen auf, und die Veranstalter der Musiktage sollten auf jeden Fall versuchen, auch in den kommenden Jahren das eine oder andere Konzert in die Seeburg zu verlegen. Der eindrucksvolle Bau ist eine echte Bereicherung für das Festival, wenngleich die Aufstellung des Flügels und die Bestuhlung in diesem Jahr noch nicht das Nonplusultra waren.

Neben den Auftritten der etablierten Künstler gibt es bei den Holzhauser Musiktagen seit jeher auch Meisterkurse, deren Absolventen dann den Abschlussabend gestalten. Hier war heuer ein Comeback zu feiern: Ingolf Turban, der frühere künstlerische Leiter des Festivals, hat nach mehrjähriger Unterbrechung wieder einen Meisterkurs für Geiger angeboten. Daneben gab es auch den schon traditionellen Gesangskurs der Mezzosopranistin Susanne Kelling. Aus nah und fern waren die Teilnehmer angereist, der jüngste erst elf Jahre alt, die ältesten kurz vor dem Hochschulabschluss stehend. Beide Kursleiter heben das hohe künstlerische Niveau der Teilnehmer hervor, und der Pianist Johannes Umbreit, der die Kurse sowie das Abschlusskonzert am Klavier begleitet hat, erklärt, dass diesmal die Studenten besonders nett und freundlich gewesen sind. Die Holzhauser Musiktage umfassten heuer nur vier Konzerte mit einer guten Woche Pause zwischen zweitem und drittem Konzert. Dies kam den Meisterkursen besonders entgegen, denn so war ein längeres konzentriertes Arbeiten möglich.

Musikalisch war das Angebot der Holzhauser Musiktage wieder vom Feinsten. Die beiden Kursleiter Ingolf Turban und Susanne Kelling gestalteten das Eröffnungskonzert in der Seeresidenz Seeshaupt, der Pianist Michael Endres gab einen Klavierabend in der Seeburg, und die Blechbläsergruppe German Brass trat in Gut Ried auf. Über die künstlerischen Auffassungen der Musiker mag man im einen oder anderen Fall geteilter Meinung sein; unbestritten ist, dass sie alle Spitzenkönner sind und mit ihrem meisterlichen Musizieren das Publikum begeistert haben. Last but not least trug auch das Wetter zum Erfolg bei. Gerade im dünnen Holzbau von Gut Ried kann es den Genuss erheblich trüben, wenn es draußen blitzt und donnert. Dieses Mal wurden die Musiktage von den Unbilden des Wetters verschont.

Auch mit den Besucherzahlen sind die Veranstalter zufrieden. Etwa 800 Gäste haben nach Auskunft von Andreas Liebrandt die vier Konzertabende besucht: "Das hinterlässt bei allen ein positives Gefühl."

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