Münsing:Schwächephase bei der Energiewende

Photovoltaik-Stadel in Grunertshofen, 2012

Die Energiewende Münsing pachtet Dächer, um sie für Fotovoltaik-Anlagen zu nutzen. Auf der Grundschule und der Feuerwehr hat sie bereits Solarkollektoren installiert.

(Foto: Johannes Simon)

Obwohl das Interesse insgesamt wächst, finden einige Projekte in der Pilotgemeinde Münsing nur wenig Anklang. Initiativen-Sprecher Othmar Holzer spricht von einer Phase des Abwartens.

Benjamin Engel

Die Energiewende ist in Münsing ins Stocken geraten. Größere Projekte sind 2013 nicht geplant. Vertreter der örtlichen Initiative reagieren ernüchtert. Dabei hat die Kommune eine Vorbildfunktion übernommen: Seit 2008 ist sie Pilotgemeinde der Bürgerstiftung Energiewende Oberland (EWO). Münsing soll zeigen, wie sich eine Kommune bis 2035 ausschließlich mit regenerativen Energien versorgen kann. Viele Projekte sind umgesetzt. 2011 gewann Münsing rund ein Drittel der benötigten Energie über erneuerbare Energieträger wie Biogas, Hackschnitzel und Fotovoltaik. Doch einige Projekte haben sich nicht wie erwartet entwickelt, sagt Ernst Grünwald, Dritter Bürgermeister und Mitglied der Initiative Energiewende.

Grünwald denkt an die Heizungspumpentauschaktion, die nur wenig Anklang gefunden habe. Zugleich, sagt er, interessierten sich immer mehr Bürger für die Energiewende. Die Initiative wolle in diesem Jahr vor allem Bürger beraten, wie sie Energie sparen können. Die Gemeinde saniere beispielhaft das alte Schulhaus in Holzhausen energetisch. Vor allem beim Strom, sagt Grünwald, könne die Energiewende in Münsing gelingen. Der Verkehr aber sei noch gar nicht thematisiert.

Ernüchterung und Lethargie beklagt Bernhard Felsch, Mitglied der Energiewende Münsing. Aus seiner Sicht müsste die Initiative ihre Öffentlichkeitsarbeit verbessern. Sie sollte offenlegen, was sie für das Nahwärmenetz im Gemeindezentrum investiert hat und wie weit sie davon profitiert. Denn nur wenn sich die Bürger ein klares Bild machen könnten, seien sie bereit, aktiv zu werden. Gleiches gelte für die Fotovoltaikanlagen auf den Dächern von Grundschule und Feuerwehr. "Über diese Dinge müsste ständig transparent berichtet werden."

Der EWO-Vorsitzende Wolfgang Seiler möchte die Münsinger Initiative nicht kritisieren. "Die Bürger sind nicht bereit, etwas zu tun, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt", sagt er. Solange die Bundesregierung keine klaren politischen Vorgaben mache, werde sich daran nichts ändern. Man befinde sich in einer Phase des Abwartens, sagt Initiativen-Sprecher Othmar Holzer. "Alle blicken in Richtung Wind." Der Planungsverband Region Oberland arbeitet an einem Standort-Konzept für die Windenergie im Voralpenland. Der Entwurf für den Regionalplan verzeichnet Vorranggebiete für Windkraftanlagen auch in Münsing. Ehe etwas entschieden sei, könne darüber nicht diskutiert werden, so Holzer. Die Energiewende schreitet seiner Ansicht nach in Münsing durchaus voran: Wer neu baue, setze vermehrt auf Wärmetauscher, Erdsonden, Kollektoren und Pelletheizungen anstelle von Öl und Gas. Ein Nahwärmenetz besteht zwischen Rathaus, Schule, Feuerwehr, zwei Privathäusern und dem Vereinsheim. Daran soll der alte Pfarrhof angeschlossen werden. Neue Erkenntnisse erhofft sich Holzer von einer Masters-Arbeit zur Konzeption eines nachhaltigen Energiesystems für Münsing. Die Arbeit entsteht am Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik der Technischen Universität München. Eberhard Hahn von der Energiewende Münsing hat Kontakte zwischen Gemeinde und Lehrstuhl vermittelt.

Die Genossenschaft Energiewende Münsing eG ist vor drei Jahren gegründet worden. Darüber wird Geld für Projekte und Öffentlichkeitsarbeit gewonnen. Bisher haben 45 Bürger Anteile gekauft. Mit den Erlösen hat die Energiewende die Dächer von Rathaus, Feuerwehr, Turnhalle und Grundschule gepachtet, um sie für Solarenergie zu nutzen. Auf der Grundschule und dem Feuerwehrhaus wurden Fotovoltaikanlagen installiert. Wenn diese sich selbst finanzieren, kann sich Holzer vorstellen, weitere Dächer zu bestücken.

Mit Aktionen will die Energiewende Kinder für ihre Anliegen gewinnen und wieder mit der Grundschule zusammenarbeiten. Die Energiewende braucht nach Holzers Ansicht Zeit.

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