Wenn Autos in den 1920er-Jahren auf der direkt am Ostufer des Starnberger Sees entlang führenden Straße unterwegs waren, wehte der Wind den aufgewirbelten Staub in die Vorgärten der Häuser. Zudem wehrten sich Anwohner gegen Pläne des damaligen Wolfratshauser Bezirksamts, die Strecke zu verbreitern. Aus dieser Verkehrsproblematik ist der Ostuferschutzverband (OSV) entstanden – und beschäftigt sich bis heute mit der Belastungsthematik. Aktuell sind es allerdings vor allem Radfahrer, die manche Anwohner um die Sicherheit ihrer Kinder fürchten lassen.
„Die Lage spitzt sich zu“, äußerte sich Familienvater Goran Lindeskog kürzlich auf der OSV-Jahresversammlung im Landgasthof Berg (Gemeinde Eurasburg). „Ich kann meine Kinder nicht beruhigt vor die Tür lassen.“ Der junge Mann und sein Nachbar Benjamin Reutter berichteten von kritischen Situationen mit nach ihren Worten rücksichtslos auf der Seestraße vorbeirasenden Radfahrern am Südende von Ambach. Laut Lindeskog sei bereits eine Nachbarin so schwer verletzt worden, dass der Rettungshubschrauber habe einfliegen müssen. Zudem sei kürzlich eine Nachbarskatze überfahren worden. Der in Ambach wohnende Journalist Oliver Bendixen ergänzte, dass die Gefahrensituationen seit dem Beginn der Corona-Pandemie stark zugenommen hätten. Er sprach von Rennradfahrern im Pulk und überforderten E-Bike-Fahrern, die durch nichts zu bändigen seien. Sogar eine App existiere, auf der Freizeitsportler die schnellsten Zeiten für eine Starnberger-See-Umrundung vergleichen könnten. „Autofahrer sind noch die vernünftigsten“, so Bendixen.
Komplexe Suche nach Lösungen
Zur Verkehrsproblematik an der Seestraße wird allerdings bereits jahrzehntelang diskutiert. Die Strecke zwischen Ammerland im Norden und dem südlicheren Ambach auf Münsinger Flur ist eine Kreisstraße. Formal ist daher der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen für den Unterhalt verantwortlich, Regelungen für mehr Verkehrssicherheit nur unter engen Voraussetzungen umzusetzen. Vorstöße, die Kreis- zur Gemeindestraße abzustufen, lehnten Münsings Gemeinderäte bislang mehrheitlich ab, wohl auch, weil die Kommune dann zwar direkt für die Strecke verantwortlich wäre, aber auch die Unterhaltskosten übernehmen müsste. Der OSV will nun erneut nach Lösungswegen mit dem Landratsamt suchen.
Festakt im Herbst
Auf der Zielgeraden ist der Verband dagegen mit dem Vorhaben, die in den 1970er-Jahren verfallene Ammerlander Schlosskapelle endlich fertig sanieren zu können. OSV-Beirätin und Architektin Mechtild Schoenberger berichtete von den jahrzehntelangen Bemühungen, etwa in der Phase von 2008 bis 2019. In dieser Zeit hätten sich die langjährige, frühere Vorsitzende Ursula Scriba und die damalige Kreisheimatpflegerin Maria Mannes engagiert. Ein neuer Zugang von der Straßenseite sei entstanden, das Deckengewölbe mit dem Sternenhimmel sei renoviert worden. Laut Schoenberger habe der neu formierte OSV-Vorstand nach den Querelen um die Abwahl von Scriba im Jahr 2022 Schwung genommen, um die Sanierung der Schlosskapelle abschließen zu können.

Aktuell ist Restaurator und OSV-Beiratsmitglied Martin Maier damit beschäftigt, wiederentdeckte, historische Teile des Hochaltars zusammenzusetzen und aufzubereiten. Geplant ist, die Schlosskapelle mit einem Festakt im Herbst wieder einzuweihen. Wie und wann der Sakralbau künftig für die Öffentlichkeit zugänglich sein kann, ist derzeit aber noch offen.

Weiter verzögern dürfte sich, bis das „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA), die in Ambach geplante Seniorenwohnanlage zu bauen beginnt. Die Ankündigung des Vorstandsvorsitzenden, den Vorhabenstart über das vertraglich vereinbarte Datum von spätestens Oktober 2024 um zwei Jahre hinausschieben zu wollen, hatte Münsings Gemeinderat jüngst massiv kritisiert. Die Kommune mit Bürgermeister Michael Grasl (FW) an der Spitze fordert Aufklärung vom KWA. Für den Fall, dass das Projekt scheitern sollte, bot Gustav Neumeister im Namen des OSV an, konstruktiv an Alternativen mitzuarbeiten. Der Verband hatte das Vorhaben jahrelang wegen dessen Dimensionen und der aus seiner Sicht abseitigen Lage für Senioren kritisiert. Prüfend begleiten will der OSV ebenso die Erweiterungsplanungen des Futtermittelherstellers Agrobs in Degerndorf und die damit einhergehende Verkehrsproblematik.
Ein weiteres Thema bleibt die nach außen verfallend wirkende, denkmalgeschützte Villa Max in Ammerland. Nach einem persönlichen Treffen mit den Eigentümern im Haus zeigte sich der OSV-Vorsitzende Johannes Umbreit erstaunt, wie gut der Zustand des Gebäudes im Inneren aus seiner Sicht sei. „Wir hoffen, dass sich die Einsicht durchsetzt, dass das Haus gerettet werden kann.“ Erfreut zeigte sich Umbreit, dass der OSV zu Veranstaltungen seitens der Kommune, wie etwa zur Einweihungsfeier des neuen Bürgerhauses, hochoffiziell eingeladen werde. Das zeige, wie sehr der OSV in Münsing anerkannt werde. Schließlich kündigte die stellvertretende OSV-Vorsitzende Petra Schulze eine Lesung mit Katja Sebald im Garten des Ambacher Malers Iring de Brauw für den 20. August dieses Jahres an. Sebald hat sich in einem neu erschienenen Buch mit den Wohn- und Arbeitswelten Kunstschaffender der Region beschäftigt.