Dass ein Mobilfunkmast für die Deutsche Telekom außerhalb des Münsinger Dorfkerns an einem der prominentesten Aussichtspunkte errichtet werden soll, möchten die Unterstützer eines Bürgerantrags nicht hinnehmen. Für die Netzbetreiber aber steht der Standort fest: Direkt auf dem Kammerloh, der nördlich oberhalb des Hauptorts ansteigt, ist eine Anlage mit 20 Metern Höhe vorgesehen, um Münsing und das Gewerbegebiet am Schlichtfeld gut versorgen zu können. Auf dem Hügel steht ein Hochbehälter der Kommune zur Trinkwasserversorgung.
Die Unterstützer des Bürgerantrags schlagen Alternativstandorte nördlich der Erhebung vor. Diese aber stehen für die Telekom nicht zur Debatte, wie Christoph Huber in einer Gemeinderatssitzung deutlich gemacht hat. „Wenn wir den Standort am Hochbehälter nicht kriegen, werden wir in die private Akquise für einen Dachstandort in Münsing gehen“, erklärte der Kommunalbauftragte für Mobilfunk des Unternehmens.
Direkt im Ort eine Anlage zu platzieren, sei der Telekom eigentlich am liebsten, so Huber. Doch das Unternehmen habe mit der Kommune ein Dialogverfahren für einen Kompromiss begonnen. Und der sei eben auf dem Kammerloh. Nur von dort lasse sich mit einem relativ schlanken, 20 Meter hohen Stahlrohrmast gut nach Münsing und ins Gewerbegebiet senden.
Je weiter die Anlage vom Dorf in tiefer gelegenes Terrain weggerückt werde, desto mehr Interferenzen, also Störungen zwischen umliegenden Standorten, könnten innerorts auftreten. Überlagerten sich mehrere gleich starke Signale an einem bestimmten Ort, leide darunter die Qualität der Mobilfunkversorgung, sagte Huber. „Man kann einen Standort nicht irgendwo platzieren.“
Nahe Münsing gibt es bislang zwei Anlagen für Mobilfunk an der Garmischer Autobahn (A95). Für eine bestmögliche und zugleich für die Bevölkerung möglichst strahlungsarme Versorgung der Ortsteile Ammerland mit Wimpasing am Ostufer des Starnberger Sees sowie den Hauptort samt Gewerbegebiet hat die Kommune im Dialogverfahren zwei Standorte vorgeschlagen: einen nordwestlich des Hartlwegs am Vereinszentrum sowie den am Kammerloh. Dafür hatte Hans Ulrich vom Büro Funktechanalyse verschiedene Standortalternativen und -variationen überprüft.
Der Standort müsse dem steigenden Datenvolumen gerecht werden
Laut Ulrich liegen die vier Standorte, welche die Unterstützer des Bürgerantrags nun vorgeschlagen haben, suboptimal. Wenn der Mast nach Norden rücke, veränderten sich die Pegelverhältnisse. Im Ortskernbereich komme es zu Abschattungen und damit zu einem schlechteren Datenfluss. Jährlich steige das mobile Datenvolumen um 20 bis 40 Prozent, so Ulrich. Und das müsse irgendwie abgeführt werden. Ein weiter vom Ort weggerückter Sendemast bedeute, dass in ein paar Jahren erneut eine Debatte um weitere Standorte beginnen werde.
Zum Bürgerantrag kam es, weil zahlreiche Einwohner mögliche gesundheitliche Belastungen durch elektromagnetische Felder und eine negative optische Auswirkung auf Orts- und Landschaftsbild befürchten. „Je weiter der Standort von der Wohnbebauung und der Landwirtschaft weg ist, umso besser ist das nach unserer Meinung“, formulierte es Georg Limm für die Antragssteller in der Gemeinderatssitzung Ende Mai.
Sie schlagen vor, die Anlage um 200 bis 250 Meter nach Nordwesten an den Waldrand bei der Straße Richtung Höhenrain zu verschieben. Das bedeute nur einen Höhenverlust von elf Metern. Mit einem Mast auf dem Kammerloh werde ein Teil eines der schönsten Aussichtspunkte Münsings zerstört, erklärte Andi Will. „Ein Erholungspunkt ist es dann nicht mehr.“
Die Telekom betont ihre Pflicht zur Mobilfunkversorgung
Zudem verweisen die Unterstützer des Bürgerantrags auf die sogenannte Reflexstudie, wonach Mobilfunkstrahlung das Erbgut schädige. Laut Huber von der Telekom hält sich sein Unternehmen an die Grenzwerte, die das Bundesamt für Strahlenschutz vorgibt.
Zudem stellte er klar, dass sich die Telekom mit einer 50-Prozent-Lösung aus ihrer Sicht nicht zufriedengeben werde. Denn für den Mobilfunk existierten Versorgungsverpflichtungen. So verlangt die Bundesnetzagentur, bis 2030 auf 99,5 Prozent der Fläche Deutschlands Downlink-Raten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde anzubieten. Das gilt auch für Verkehrsverbindungen von der Autobahn bis zu Kreisstraßen.
Über einen Bau- und Pachtvertrag am Kammerloh wird der Gemeinderat laut Bürgermeister Michael Grasl (FW) später zu entscheiden haben. „Ich bin auch nicht glücklich über den Kammerloh“, räumte er ein. Doch scheiterten Alternativen an der Umsetzbarkeit. Münsings Bauamtsleiter Stephan Lanziger verwies zudem auf die Richtfunkanlage an der Maria-Dank-Kapelle auf dem Fürst Tegernberg: Gegen diese habe es bislang keinen Protest gegeben.