Infrastruktur im OberlandNeuer Ärger wegen Mobilfunk

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Wegen zweier Mobilfunkmasten, die die Telekom in auf dem Gemeindegebiet Münsing plant, braut sich wieder Ärger zusammen.
Wegen zweier Mobilfunkmasten, die die Telekom in auf dem Gemeindegebiet Münsing plant, braut sich wieder Ärger zusammen. (Foto: IMAGO/Christoph Hardt/IMAGO/Panama Pictures)

In Münsing will die Telekom zwei Masten nahe des Hartlwegs und am Hochbehälter beim Kammerloh errichten. Anwohner fürchten Gesundheitsgefahren.

Von Benjamin Engel, Münsing

Geht es um neue Standorte für Mobilfunkmasten, reagieren Anwohner in ländlichen Kommunen meist äußerst kritisch. In Münsing war das etwa 2021 und 2022 so, als ein Betreiber einen solchen Mast am Waldrand nordwestlich der Verlängerung des Hartlwegs aufstellen lassen wollte. Damals wollte eine Gruppe genügend Unterschriften für einen Bürgerantrag sammeln, um Alternativstandorte zu prüfen. Das Verfahren ruhte, nachdem der Telekommunikationsanbieter die Suche einstellte. Die Debatte könnte nun sogar noch schärfer zurückkehren.

Denn die Deutsche Telekom AG will zwei neue Mobilfunkmasten errichten, um Ammerland und Wimpasing sowie den Hauptort Münsing besser versorgen zu können. 50 Meter hoch soll die Konstruktion am bereits vor Jahren diskutierten Standort in der Verlängerung des Hartlwegs werden. Ein zweiter, 20 Meter hoher Mobilfunkmast ist aus Sicht des Unternehmens am Wasserhochbehälter auf der Anhöhe nördlich des oberen Kammerloh erforderlich, um das Gewerbegebiet am Schlichtfeld besser versorgen zu können.

Der Münsinger Gemeinderat hat jetzt mit zehn zu drei Stimmen beschlossen, der Telekom beide Standorte als Vorschlag der Kommune anzubieten. Im Vorfeld hatte Hans Ulrich vom Büro Funktechanalyse zwölf Standortvarianten und -kombinationen untersucht. Nach seiner Prüfung sind die beiden aktuell debattierten Standorte am besten für eine möglichst effiziente und zugleich für die Bevölkerung weitestgehend strahlungsarme Versorgung geeignet. Die würden weit unter den gesetzlich für die Bundesrepublik Deutschland definierten Grenzwerten liegen.

Beruhigen konnte dies die Anwohner offensichtlich wenig. Die Gruppe um Irmgard Sebald und Annemarie Pfatrisch reagierte erneut sehr kritisch auf den am Hartlweg geplanten Mast. Zu nah erscheint ihr der Standort an Wohngebäuden platziert, aus ihrer Sicht sind Gesundheitsgefahren zu befürchten. Für den am Wasserhochbehälter geplanten Standort meldete sich Hans Demmler zu Wort.

Ein Landwirt am Biberweg sorgt sich um die Gesundheit seiner Kühe

„Eigentlich bin ich für den Mobilfunkmasten geopfert“, so der Landwirt, der einen Hof am Biberweg bewirtschaftet. Für eine bessere Versorgung sende eine der auf das Gewerbegebiet ausgerichteten Antennen ganz nah bei seinem Hof hinweg. Demmler fragte sich, ob das nicht seine Kühe gesundheitlich belasten könne. „Ich habe einen neuen Milchviehstall. Kühe sind ein bisschen sensibler als Menschen.“

Laut Ulrich zähle es nicht zu seinen Aufgaben, gesundheitliche Belastungen zu bewerten. Er untersuche, mit welchen Standorten sich eine möglichst immissionsarme und gleichzeitig effiziente Mobilfunkversorgung gewährleisten lasse. Seine persönliche Meinung sei, dass Kommunen über Standorte vollkommen frei entscheiden könnten. „Sie können es aber nicht“, so Ulrich.

Die Gemeinde Münsing sieht sich beim Thema Mobilfunk„ zwischen allen denkbaren Stühlen“.
Die Gemeinde Münsing sieht sich beim Thema Mobilfunk„ zwischen allen denkbaren Stühlen“. (Foto: Hartmut Pöstges)

Dafür gibt es das Instrument eines Dialogverfahrens, um mit den Mobilfunkunternehmen über Standorte zu verhandeln, die aus Sicht der Kommune am besten geeignet sind. Gemeinden können Standorte aber nicht grundsätzlich verbieten, unter anderem macht die Bundesnetzagentur Auflagen zur Mobilfunkversorgung. So müssen etwa Autobahnen, Bundes- und Staatsstraßen abgedeckt werden. Für Kreisstraßen ist das laut Ulrich bis zum Jahr 2030 zu erwarten. Von all diesen Verbindungsrouten gibt es einige in Standortnähe.

Die Kommune sieht sich „zwischen allen denkbaren Stühlen“

Die Gemeinde Münsing sieht sich laut einer Stellungnahme beim Thema Mobilfunk „zwischen allen denkbaren Stühlen“. Sobald eine Suchkreisanfrage eingehe, müsse man reagieren. „Mit Standorten außerhalb von Wohngebieten, Hunderte Meter entfernt von der Bebauung, könnte Münsing im Vergleich zu anderen Orten im Innenbereich aktuell Anlagen vermeiden“, so heißt es. Die Kommune wolle keine Standorte forcieren, sondern einer Verspargelung der Landschaft und strahlenmäßigen Mehrbelastung der Bürger entgegenwirken. Für den Standort am Hochbehälter habe der Gemeinderat nur das Mandat erteilt zu verhandeln, ein Mietvertrag sei damit nicht abgeschlossen.

Für den Ortsteil Holzhausen hatte die Kommune nach Kritik an einem Standort eigens eine Konzentrationsfläche ausgewiesen, auf der allein ein Mobilfunkmast zulässig ist. Gegen den Ablehnungsbescheid des Kreisbauamts für den ursprünglich vorgesehenen Standort auf freiem Feld östlich des Dorfes klagte die Deutsche Funkturm vor dem Verwaltungsgericht München und verlor. Nach Informationen aus der Münsinger Verwaltung ist dagegen jedoch Berufung eingelegt.

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