Münsing:Gefühlt mehr, gezählt aber weniger Verkehr zum See

Münsing: Rund ums Erholungsgelände Ambach ist an heißen Wochenenden alles zugeparkt - auch da, wo's nicht erlaubt ist.

Rund ums Erholungsgelände Ambach ist an heißen Wochenenden alles zugeparkt - auch da, wo's nicht erlaubt ist.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Eine neue Messung zeigt, dass die Blechlawine zum Ambacher Erholungsgelände seit den Neunzigern stark abgenommen hat.

Von Lea Utz

Staus, Abgase und Lärm: Viele Münsinger sind es satt. Seit Jahren sucht die Gemeinde nach einem Weg, den Ausflugs- und Schwerlastverkehr in der Region in den Griff zu bekommen. Um herauszufinden, wie groß die Belastung ist, hat sie im vergangenen Jahr eine Verkehrsmessung in Auftrag gegeben. Am Dienstagabend wurde das Ergebnis dem Gemeinderat präsentiert. Demnach ist das Verkehrsaufkommen punktuell - zur Erntezeit und bei gutem Wetter - sehr hoch. Aber: Der Ausflugsverkehr hat in den vergangenen 25 Jahren abgenommen.

Vier Wochen lang waren die Messgeräte im Juli 2015 im Einsatz. Der Rekord wurde auf der Staatsstraße nördlich von Holzhausen gemessen: Dort brausten an einem Tag knapp 5500 Fahrzeuge vorbei. Der Durchschnittswert für die Strecke liegt bei rund 3800 Fahrzeugen. Auch auf der Staatsstraße südlich von Holzhausen, der Staatsstraße 2065 bei Sankt Heinrich, der Degerndorfer Straße (TÖL 20) und der Höhenbühlstraße (TÖL 17) wurden die vorbeifahrenden Autos gezählt.

Zwischen Degerndorf und Münsing sind im Schnitt täglich 70 Schwerlastfahrzeuge unterwegs, zwischen Degerndorf und der Autobahn A 95 sind es an die 100. "Man sieht, dass das Verkehrsaufkommen bei hohen Temperaturen und während der Erntezeit besonders hoch ist", erläuterte Till Burkhardt, dessen Firma mit den Messungen beauftragt war.

Allerdings seien die Werte niedriger als in den Neunzigerjahren: Damals seien bis zu 9600 Fahrzeuge pro Tag gezählt worden. Offenbar ist der Ausflugsverkehr zurückgegangen. Am See-Erholungsgelände in Ambach werden heute laut Burkhardt im Schnitt rund 30 Prozent weniger Parkscheine verkauft als noch vor 25 Jahren. "Dieser Trend wird sich nicht fortsetzen", fürchtet Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler). "Die Metropole München boomt, der Wohn- und Freizeitdruck wird steigen."

Was tun? Verschiedene, teils miteinander zu kombinierende Umfahrungsmöglichkeiten sind im Gespräch. Verhältnismäßig leicht umsetzbar erscheint eine Spange zwischen den Kreisstraßen TÖL 17 und der TÖL 20 beim Wertstoffhof nördlich von Degerndorf. Ein größeres Bauprojekt wäre eine Ortsumfahrung um Münsing zwischen der Degerndorfer (TÖL 20) und der Wolfratshauser Straße oder zwischen der Wolfratshauser Straße und der TÖL 17 parallel zur Autobahn. Eine Option ist auch eine Umfahrung zwischen Degerndorf und dem Erholungsgebiet in Ambach.

"Hier quert man auf erhebliche Weise die Wälder", gab Christian Ufer zu bedenken, der ein naturschutzfachliches Gutachten ausgearbeitet hat. Die Maßnahmen wären mit erheblichen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden, warnte er. "Da muss man überlegen, ob das wirklich erforderlich ist."

Es kann ohnehin nur gebaut werden, wenn die Regierung von Oberbayern das Projekt finanziell unterstützt. Und die verlangt vorab ein qualifiziertes Verkehrsgutachten. "Die Frage ist: Wollen wir in den sauren Apfel beißen und in eine weitergehende Untersuchung investieren, oder blasen wir es erst mal ab?", fragte Burkhardt.

Auch im Gemeinderat gibt es Zweifel an der Realisierbarkeit einer Umfahrung. "Eigentlich können wir uns das sparen, wir bekommen sowieso keinen Grund", sagte Helge Strauß (CSU). Und selbst wenn, könnten die Probleme bleiben: "Hervorragend trassierte Wege ziehen nur noch mehr Verkehr an", befürchtet Ursula Scriba (Bürgerliste). Außerdem sei es im Sinne des Tourismus, die ursprüngliche Landschaft zu erhalten.

Thomas Schurz (CSU) drängte dagegen auf eine schnelle Lösung. Die seit Jahren belasteten Münsinger hätten "ein Recht darauf". Auch Tobias Eckart (Freie Wähler) sprach sich dafür aus, das Thema weiterzuverfolgen. Vorerst wurde das Problem aber vertagt - eine Sondersitzung soll in naher Zukunft Klarheit schaffen.

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