
Von einem "Riesenschritt" für die Ammerlander Feuerwehr spricht deren Vorsitzender Martin Döhla, wenn voraussichtlich im kommenden Juni die Bauarbeiten für das neue Gerätehaus am Kapellenweg beginnen. Denn damit gewinnen die Einsatzkräfte den dringend benötigten Raum, um sicher arbeiten und ein modernes Löschfahrzeug gefahrlos unterbringen zu können. Im veralteten Bestandsgebäude an der Ammerlander Hauptstraße ist das aktuelle, schon 32 Jahre alte Feuerwehrauto in einem nur 20 bis 25 Quadratmeter großen Raum gequetscht, die Haken mit der aufgehängten Einsatzkleidung der Einsatzkräfte sind direkt daneben an der Wand installiert. "Die Sicherheit ist einfach nicht mehr gegeben", so Döhla.

Daher hat die Ammerlander Feuerwehr auch jahrelang für einen Alternativbau geworben, laut Döhla bereits im Jahr 2008 das Grundstück am Kapellenweg dafür erworben, im Jahr 2022 weiter an die Kommune verkauft. Die Gemeinde soll es nun bauen. Im Juni 2024 soll das neue Gerätehaus fertiggestellt sein. Das Projekt hat sich solange hingezogen, weil der Hochwasserschutz in Ammerland kompliziert ist.
Unterkommen wird im zweigeschossigen Gebäude auch der Schützenverein Edelweiß Ammerland. Ein Schießstand entsteht über der Fahrzeughalle, in der die örtliche Wasserwacht auch ihr "Helfer vor Ort"-Einsatzauto unterstellen kann. Das an der Ammerlander Ortseinfahrt gut sichtbar platzierte, moderne neue Haus sieht Döhla insbesondere als Signal, um Nachwuchs anziehen zu können.
Das neue Gerätehaus soll ein Magnet für die Dorfjugend sein
"Das soll ein Magnet für das Dorf sein", sagt er. Weil die Planungen für das neue Gerätehaus so lange gedauert hätten, habe die Feuerwehr genügend Geld sammeln können, um im Gemeinschafts- und Schulungsraum ein für die Jugend ansprechendes Stüberl einrichten zu können. Das brauche es, um den dringend nötigen Nachwuchs ansprechen und gewinnen zu können. Ohne neue Aktive bringe auch ein neues Feuerwehrhaus allein nichts. Döhla denkt an einen Kicker-Tisch, eine Dart-Scheibe, eine Spielekonsole und einen Fernseher, um gemeinsam Sportübertragungen verfolgen zu können.
Derzeit hat die Ammerlander Feuerwehr seinen Angaben nach 50 Mitglieder, davon um die 30 Aktive. Das Eintrittsalter neuer Arbeitskräfte liege derzeit teils bei 40 plus. Das mag auch an den beengten Raumverhältnissen im bisherigen, 1898 erbauten Gerätehaus liegen. Dort seien die geforderten Sicherheitsabstände zwischen den Umkleiden und dem Löschfahrzeug gar nicht einzuhalten, so Döhla. Im Einsatzfall atmeten die Feuerwehrleute beim Umziehen direkt die Abgase ein, wenn das Auto anfahre. Sollte jemand einmal einen falschen Schritt tun, könne er auch leicht überfahren werden.


Zudem passt schon das 1992 gekaufte Löschfahrzeug kaum in das jetzige Gerätehaus hinein und ist gleichzeitig zu klein, um die Pumpe etwa bei Hochwassereinsätzen darin verstauen zu können. Im Privatwagen müssen die Einsatzkräfte das Gerät hinterher fahren, so Martin Döhla. Gleichzeitig sei die Atemschutzgeräte-Ausrüstung so verstaut, dass die Feuerwehrleute diese erst am Einsatzort anlegen könnten. Das verbrauche im Ernstfall wertvolle Minuten. Laut Döhla erlauben es moderne Fahrzeuge, die Spezialausrüstung so zu deponieren, dass diese während der Anfahrt angelegt werden kann.

Unter anderem sei daher ein neuer Einsatzwagen notwendig. Schon allein weil das Einsatzmaterial sich entwickelt und größer als früher geworden sei, brauche es ein größeres Haus, so Döhla. "Im Moment nutzen wir zusätzlich einen Schuppen außerhalb des Gebäudes, um alles unterbringen zu können." Derzeit gehe es bei der Feuerwehr Ammerland sehr hemdsärmelig zu. Die veraltete Toilette werde zusätzlich als Lagerraum genutzt. Geschlechtergetrennte Sanitäranlagen existierten nicht. Genau das sei aber notwendig, um weiblichen Nachwuchs werben zu können. "Ohne Frauen wird es bei der Feuerwehr nicht mehr gehen", so Döhla.
2,3 Millionen Euro soll der Neubau kosten
Das durch die Gemeinde errichtete neue Gerätehaus soll 2,3 Millionen Euro kosten. Im Obergeschoss soll es zudem noch eine 73 Quadratmeter große Wohnung geben. Generell bringt der Neubau aus Sicht der nutzenden Vereine viele Synergieeffekte. Bislang müssen die Ammerlander Schützen nach Weipertshausen ausweichen, um zu trainieren. Nun bekommen die Mitglieder einen attraktiven Treffpunkt. Gleichzeitig hätte die Wasserwacht laut deren Technischen Leiter, Michael Döhla, einen witterungsgeschützten Abstellplatz für das "Helfer vor Ort"-Fahrzeug. Es gebe die Möglichkeit, den Schulungsraum mitnutzen zu dürfen und Material lagern zu können. Zudem könne die Wasserwacht zu Ersthilfe-Einsätzen an Land mit dem "Helfer vor Ort"-Fahrzeug vor allem im Sommer schneller ausrücken, weil der Ausflugsverkehr nicht so störend sei wie an der Seestraße beim bisherigen Standort.
Zur Fertigstellung des Gerätehauses im kommenden Jahr will die Ammerlander Feuerwehr laut Martin Döhla dann ihr 151-jähriges Bestehen feiern. Dafür gebe es dann den richtigen Anlass und außerdem feiere heuer schon die Feuerwehr Münsing im Juni ihr 150-jähriges Bestehen. "Zwei große Feiern in einem Jahr in der Gemeinde sind zu viel", so Martin Döhla.