Wirtschaft im Landkreis:Agrobs: Planungsentwurf steht

Lesezeit: 2 Min.

Das Degerndorfer Unternehmen Agrobs stellt Tierfutter her und will seinen Betrieb erweitern. Doch da es sich um Außenbereich handelt, gibt es Kritik. Nun aber gibt es einen ersten Entwurf. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das eingeleitete Verfahren ist aus Sicht der Kommune Münsing die einzige Handhabe, um die Erweiterungsentwicklung zu steuern. Doch zwei Gemeinderäte bleiben wegen der Auswirkungen auf die Natur skeptisch.

Von Benjamin Engel, Münsing

Zum viel diskutierten Erweiterungsvorhaben des Degerndorfer Futtermittelherstellers Agrobs steht ein erster Entwurf im eingeleiteten Bebauungsplanverfahren fest. Münsings Gemeinderat sprach sich dafür in der jüngsten Sitzung mehrheitlich aus. Nur die zwei Grünen-Gremiumsmitglieder Matthias Richter-Turtur und Christine Mair stimmten dagegen. Beide hielten den Standort für zwei neue Lager- und Produktionshallen – Nummer Sechs und Sieben - auf einer Moränenkuppe weiterhin für ungeeignet, sahen die Folgebelastungen insbesondere für den Verkehr kritisch. Zudem monierte das Duo, dass ein Gutachten für Festsetzungen zur Luftreinhaltung und zulässiger Lärmemissionen noch nicht vorlag. Das soll nachträglich in den auszulegenden Planentwurf eingearbeitet werden.

Der sieht die beiden neuen Hallen mit je 1550 Quadratmetern Grundfläche und Firsthöhen von 16,50 Meter sowie 16,10 Meter im Norden des Betriebsgeländes vor. Agrobs habe zugestanden, dass die Firsthöhe durch ein flacheres Dach einen halben Meter niedriger ausfallen könnte als ursprünglich vorgesehen, so Christian Ufer vom Starnberger Büro Terrabiota. Die Höhe der Hallen könne nicht beliebig verkleinert werden, da Förderbänder zu integrieren seien und Lastkraftwagen einfahren können müssten. Sonst funktioniere der Betrieb nicht mehr, sagte der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner, den die Kommune beauftragt hat, den Bebauungsplan zu erstellen.

Im Geltungsbereich sind zusätzlich Betriebswohnungen zulässig

Im Geltungsbereich des Sondergebiets zur Herstellung von Tierfutter sollen zusätzlich zu den neuen Hallen Betriebswohnungen und Austragshäuser zulässig sein. Andere Wohnnutzungen seien ausgeschlossen, so Ufer. Um weitere auf den mit eingeschlossenen landwirtschaftlichen Flächen privilegierten Bauten zu verhindern, würde er empfehlen, ein Gebäude für Lager oder Maschinen von maximal 150 Quadratmeter Grundfläche und fünf Meter Wandhöhe zuzulassen.

Ein um die Hallen geführter Grünstreifen von 15 Metern Tiefe soll die Bauten mittelfristig vor Blicken abschirmen und als Ausgleichsfläche für die Eingriffe in die Natur dienen. „Damit, denken wir, wird das Ortsbild mittelfristig bereichert“, so Ufer.

Das aus einer Landwirtschaft hervorgegangene Unternehmen Agrobs ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen. Gemeinderat Richter-Turtur verwies darauf, dass das Gremium bei Beschlüssen zu Erweiterungen in den Jahren 2006 und 2014 jeweils die bauliche Entwicklung für abgeschlossen erklärt habe. „Wir sollten den Bebauungsplan auf das Ausmaß festlegen, das jetzt existiert“, so der Grünen-Rat. Laut Bürgermeister Michael Grasl (FW) handele es sich um eine rechtlich unzulässige Verhinderungsplanung, wenn die Kommune den Bestand einfrieren sollte. „Mit dem Bebauungsplan steuern wir in zulässigem Rahmen“, so Münsings Rathauschef.

Im Vorjahr hatte Agrobs ein Immissionsschutzverfahren für Bauanträge zur Erweiterung gestellt, die der Gemeinderat ablehnte und eine Veränderungssperre erließ. Als einziges Lenkungsinstrument sieht die Kommune das begonnene Bauleitplanverfahren. Die Lokalpolitik, das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen und die Regierung von Oberbayern argumentieren, dass das Vorhaben privilegiert sei. Damit dürfe und könne der Futtermittelhersteller nur am Standort im Außenbereich erweitern. Der Betrieb sei so staubintensiv, dass sich dieser nicht in ein Gewerbegebiet integrieren lasse.

In Mindelheim ist ein Mischfutterwerk im Gewerbegebiet immissionsschutzrechtlich genehmigt

Das Landratsamt Unterallgäu hat allerdings beispielsweise im Jahr 2023 immissionsschutzrechtlich genehmigt, ein Mischfutterwerk in einem Mindelheimer Gewerbegebiet mit Produktionskapazitäten von maximal 1200 Tonnen täglich und maximal 320 521 Tonnen Futtermittel jährlich zu errichten. Die Behörde machte zur Auflage, sämtliche Anlagenteile, an denen Staubemissionen auftreten können, zu kapseln oder abzusaugen.

In Münsing beantragt Agrobs, die Jahresumschlagmenge von 40 000 auf 60 000 Tonnen und die tägliche Kapazität von 350 auf maximal 650 Tonnen zu erhöhen. Das hatte unlängst der Ostuferschutzverband kritisch hinterfragt und darauf verwiesen, dass der Vorbescheid für Erweiterungen im Jahr 2014 erst 20 000 Tonnen, der Bauantrag dann aber 40 000 Tonnen zugelassen habe.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: