
Der Jachenauer Bürgermeister Georg Riesch (Freie Wählergemeinscahft) ist zum Scherzen aufgelegt. Er erzählt von der Comedy-Radio-Sendung "Die Drei in der Landtagskantine". Am Dienstag sitzt er selbst mit dem Gemeinderat dort, zu neunt warten sie, bis die SPD-Fraktion einen Raum zum Diskutieren gefunden hat. Zum Spaß sind sie nicht nach München gereist, sie wollen die Fraktionen von SPD, Freien Wählern und Grünen dafür sensibilisieren, was der Bau eines Pumpspeicherwerks auf dem Jochberg in der Jachenau anrichten würde, nämlich Touristen vertreiben und Bewohner enorm belasten. "Immer wird über das Oberbecken geredet", klagt Riesch, "wichtig ist auch, was unten im Tal passiert." Das wird er an diesem Vormittag noch öfter betonen. So deutlich wie bisher nie sagt er auch zu den Jochbergplänen: "Von uns kommt ein klares Nein." Auch sein Stellvertreter Peter Krauß formuliert das so.
Doch die Diskussionen bestimmt an diesem Tag vor allem eines: eine fehlende klare Aussage der Regierung dazu, ob Pumpspeicherwerke überhaupt gebraucht werden, und wenn ja, wo. "Uns fehlt die komplette Grundlage und ein Kataster", schimpft Natascha Konen, energiepolitische Sprecherin der SPD. Auch Landtagsabgeordneter Florian von Brunn verlangt eine Rangordnung von Standorten und lenkt auf die besondere Situation am Jochberg: Nicht jeder Standort sei aus naturschutzfachlicher Sicht so schwierig wie dieser.
Eine Stunde haben sich die drei Fraktionen jeweils Zeit genommen, haben Vorsitzende, Ausschussvorsitzende, energiepolitische Sprecher geschickt. Die Termine schließen nahtlos aneinander an. Seine Beamer-Präsentation zur Schönheit der Jachenau und des Jochbergs, den engen Straßen dorthin, der aus zwei Mitarbeitern bestehenden Minigemeindeverwaltung und nicht zuletzt dem schon geleisteten Beitrag zur Energiegewinnung durch den Bau des Walchenseekraftwerks vor knapp 100 Jahren mit gewaltigen Eingriffen in die Natur kann er nur bei den Freien Wählern zeigen. Nur dort ist die Technik vorhanden. Fraktionsvorsitzender Hubert Aiwanger zeigt viel Verständnis für die Verärgerung der Jachenauer darüber, dass sie kaum informiert werden über die Pläne der Energieallianz in ihrer Heimat. "Zuerst muss man mit den Leuten reden", fordert Aiwanger, um dann zu überlegen, ob man "das Zeug" noch brauche. Er schimpft auf Großinvestoren, die ihre Monopole festigen wollten. Damit haben die Jachenauer und Kocheler eigene Erfahrungen. Eon, Betreiber des Walchenseekraftwerks, zahlt immer weniger Gewerbesteuer.
Die Grünen zeigen sich nicht ganz so kritisch Pumpspeicherwerken gegenüber. Fraktionsvorsitzender Ludwig Hartmann hält sie für notwendig, um Solarstrom in den Abend zu bringen. Das könne ein Pumpspeicherwerk leisten, sagt er. Es müsse aber Wertschöpfung in der Region bleiben und ein dauerhafter Ausgleich für den Eingriff in die Natur geleistet werden.
Währenddessen sitzt ein kleines Grüppchen aus Kochel am See zwei Stockwerke höher im Landtag, vier Gemeinderäte und Bürgermeister Thomas Holz (CSU). Sie haben einen Termin bei der CSU-Fraktion, welche die Jachenauer erst am Donnerstag besuchen werden. Fraktionsvorsitzender Thomas Kreuzer beklagt das Fehlen "verschiedenster Rahmenbedingungen". Die Jachenauer hätten auch noch die Sondersituation, dass bei ihnen schon Pläne bekannt seien. Erwin Huber, Vorsitzender des Arbeitskreises Wirtschaft, bremst: "Es macht keinen Sinn, aus jedem Standort ein politisches Thema zu machen."
Konkrete Antworten nehmen die Delegationen nicht mit nach Hause. So hoch waren ihre Erwartungen auch nicht. "Interessant war's", sagt Riesch.