Zuverlässigkeit im ÖPNV:Hoffnungsschimmer für genervte S-Bahn-Pendler

Zuverlässigkeit im ÖPNV: Die S-Bahn 7 fährt, aber viel zu oft nicht pünktlich. Das soll sich in Zukunft ändern.

Die S-Bahn 7 fährt, aber viel zu oft nicht pünktlich. Das soll sich in Zukunft ändern.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der runde Tisch zwischen Bürgermeistern und Bahnvertretern zum Thema Pünktlichkeit der S 7 endet mit einem konkreten Plan: Die Bahn prüft eine Trennung der Strecke in Ost und West, das Ergebnis soll noch heuer vorliegen.

Von Susanne Hauck, Icking

Was muss passieren, damit die Verdrusslinie S 7 wieder pünktlicher wird? Kürzlich saßen die Bürgermeister der betroffenen Anwohnergemeinden mit Vertretern der Bahn zusammen, um genau das zu überlegen. Das Ergebnis des Gesprächs darf man getrost als Überraschung bezeichnen: Die Bahn will prüfen, ob sich die beiden großen Außenäste der Linie nach Osten und Westen trennen lassen.

Störungen, Zugausfälle, Verspätungen: Die S 7 gilt als eine der unzuverlässigsten Linien im Gesamtnetz. Was auch daher herrührt, dass sie eine besonders lange Fahrtstrecke zwischen Wolfratshausen und Kreuzstraße bedient. Der Unmut bei den Pendlern, die zu spät zur Arbeit kommen, schwelt schon lange. Den Anstoß für den runden Tisch hatte die Gemeinde Icking gegeben, nachdem Grünen-Gemeinderat Philipp Geiger anhand von Zahlen der Bahn berechnet hatte, dass in Icking in Stoßzeiten jede zweite S-Bahn unpünktlich ist. "Das war ein echter Durchbruch", jubelte Geiger bei einem Pressegespräch, in dem er zusammen mit Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) die Gesprächsergebnisse vom Vortag zusammenfasste.

Neben zehn Bürgermeistern waren Andreas Roß als ÖPNV-Sachgebietsleiter für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und Otto Bußjäger als stellvertretender Landrat für den Landkreis München anwesend, daneben weitere Fachleute aus Politik und Mobilität. Die Bahn hatte einige hochrangige Vertreter geschickt, darunter Heiko Büttner, CEO der S-Bahn München und Bärbel Fuchs, die als Geschäftsführerin der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) für die Infrastruktur zuständig ist.

Die Außenäste zu entkoppeln, das hatte die Bahn bisher abgelehnt

Den Vorschlag, die beiden langen Außenäste zu entkoppeln, hatten die betroffenen Anwohnergemeinden schon lange ins Feld geführt. Bislang sei er aber von der Bahn stets abgelehnt worden, so Geiger. Unter anderem mit dem Verweis darauf, dass die Fahrgäste ein Umsteigen an der Donnersbergerbrücke oder am Ostbahnhof nicht akzeptieren würden. Nachdem jedoch alle Bürgermeister unisono bejaht hätten, dass die Fahrgäste das Umsteigen für eine Verbesserung der Gesamtsituation in Kauf nehmen würden, habe die Bahn eingelenkt.

Auch das Argument, dass sich dann ein voller Zug auf einmal auf den Bahnsteig ergießen würde, wollten die Bürgermeister nicht gelten lassen. Sie verwiesen darauf, dass das wegen der Störungen doch ständig der Fall sei. Zudem bestünden entlang der Strecke mehrere Möglichkeiten, auf U- oder S-Bahn umzusteigen. Die Bahn will nun prüfen, ob der Zug etwa an der Donnersbergerbrücke abzweigen und direkt zum Hauptbahnhof fahren könnte. Eine Antwort wird noch in diesem Jahr erwartet.

Reithmann und Geiger beschrieben die Diskussion als "sehr konstruktiv" und zeigten sich angetan von der Gesprächsbereitschaft der Bahn-Vertreter. Es sei eine Diskussion auf Augenhöhe gewesen, so Geiger hinterher. "Die Probleme wurden erkannt und offen angesprochen", sagte Reithmann. Die Bahnvertreter stellten darüber hinaus Verbesserungsmaßnahmen vor, die bereits in der Mache sind.

Es gibt noch weitere, kurzfristig umsetzbare Einzelmaßnahmen

Konkret die S 7 betrifft das die Strecke zwischen Icking und Wolfratshausen, wo der Zug zurzeit nur Schneckentempo fährt. Die notwendige Hangsicherung soll noch in diesem Jahr erfolgen. Von anderen kurzfristig umsetzbaren Einzelmaßnahmen verspricht sich die Bahn Verbesserungen fürs ganze System. Eine davon ist das sogenannte Flexfahren, das zum Fahrplanwechsel im Sommer eingeführt wird. Viele Fahrgäste kennen die Situation: Die S 7 kommt an der Donnersbergerbrücke an und wartet, nach ihr treffen andere Linien ein, die aber früher starten dürfen, weil alle an ihren Fahrplan gebunden sind.

In Zukunft sollen die Bahnen den freien Slot nutzen, selbst wenn das heißt, dass sie zwei Minuten vor der Zeit am Hauptbahnhof eintrifft. Bis Ende des Jahres beziehungsweise Anfang nächsten Jahres soll nun endlich auch das neue Stellwerk Ost in Betrieb gehen. Anders reagieren will die Bahn auch auf die Störmeldung "Personen im Gleis", wenn beispielsweise Menschen die Gleise zur Abkürzung queren, die sage und schreibe ein Viertel aller Verzögerungen ausmacht und häufig ein S-Bahn-Chaos mit Vollsperrung auslöst.

Besonders zufrieden zeigte sich Reithmann damit, dass es einmal nicht um den (teuren) Ausbau einer zweigleisigen Strecke ging. Stattdessen will die Bahn prüfen, ob der Umbau von Stationen in Begegnungsbahnhöfe möglich ist, nachdem Schäftlarns Bürgermeister Christian Fürst (CSU) auf das dortige frühere zweite Gleis hingewiesen hatte. Last but not least wurde festgehalten, dass die seit dem Fahrplanwechsel im Dezember eingeführte "überschlagende Wende" am Bahnhof Wolfratshausen, wo ein Zusatzzug am Nebengleis wartet, für die Pünktlichkeit schon viel gebracht hätte. Am Bahnhof Kreuzstraße, der anderen Endstation, lässt sich dies aus Platzgründen aber nicht verwirklichen.

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