P-Seminar unterwegs:360 Kilometer durchs Hochgebirge

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Das P-Seminar "Alpencross" des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums in Bad Tölz bei einer Trainingsfahrt. (Foto: Fidel Schwichtenberg/oh)

14 Schüler des Gymnasiums Bad Tölz haben eine Überquerung der Alpen mit Mountainbikes vorbereitet. An diesem Samstag startet die Reise.

Von Nina Pia Becker, Bad Tölz

360 Kilometer und 8500 Höhenmeter sind es von Kreuth nach Torbole am Gardasee. Mit der Bahn wäre man in entspannten acht Stunden dort. Die 14 Schüler der 11. Klasse des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums in Bad Tölz fahren aber nicht, um anzukommen. In einem Projektseminar bereiten sie sich seit Monaten auf eine Alpenüberquerung mit Mountainbikes vor. „Für mich stand schon seit der 5. Klasse fest, dass ich das machen möchte“, erzählt der 17-jährige Fidel Schwichtenberg. Er ist einer der 14 Jungs, die im Projektseminar praktisch und in Eigenregie die große Reise vorbereiten. Der Lehrer agiert als unterstützender Seminarleiter.

Deshalb haben die 14 Jungen - dieses Schuljahr hatte sich kein Mädchen beworben - anfangs kleinere Gruppen gebildet, um die anstehenden Aufgaben zu verteilen. Die einen überlegten sich eine geeignete Mountainbike-Route und mögliche Ersatzrouten, andere organisierten Unterkünfte oder waren für die Sponsoren verantwortlich, so auch Schwichtenberg. Da die Schüler im ersten G9-Jahrgang sind, zählt das Projekt nicht mehr für das Abitur. „Man hat viel mehr Zeit, sich dahinterzusetzen, und es ist auch nicht so ein Druck, weil man weiß, es zählt nicht fürs Abi. Ich glaube, da sind viele motivierter“, beschreibt Schwichtenberg.

Fidel Schwichtenberg (Foto: Privat/oh)

Fit für die Alpen

Neben der Reiseplanung gehörten auch mehrere Trainingseinheiten zur Vorbereitung auf die Überquerung. Die Gruppe erstellte dafür Trainingspläne und organisierte gemeinsame Ausfahrten, damit alle Teilnehmer fit für den Alpencross sind. Generell seien sie aber alle ziemlich sportlich und jeder wisse, wie viel er üben muss, so Fidel Schwichtenberg. Im Winter lag der Fokus vor allem auf Krafttraining und ein wenig Stabilisation, intensiv sei es im Frühjahr geworden, meint der 17-Jährige. Da sei er sehr häufig mit dem Rad unterwegs gewesen. In den vergangenen Wochen sei er jedes Wochenende einen kompletten Tag Mountainbiken gewesen. Dafür habe er sich jeweils eine Strecke gesucht, die circa 60 Kilometer lang ist und 500 Höhenmeter umfasst. Auf ihrem Alpencross werden die Jungs täglich ungefähr 60 bis 80 Kilometer und rund 1500 Höhenmeter zurücklegen. Bei den Übungsfahrten seien sie schon relativ schnell unterwegs gewesen, erzählt Schwichtenberg. Für 500 Höhenmeter brauchten sie ungefähr eine Stunde.

Auf der Reise müssen sie sich ihre Kräfte dann einteilen, denn in den sechs Tagen haben sie nicht so viel Zeit, sich zu erholen. „Natürlich ist man am dritten Tag nicht mehr so fit wie am ersten“, weiß der Schüler. Die Gruppe wird wahrscheinlich relativ entspannt hochfahren und beim Herunterfahren wieder Zeit einholen. Insgesamt ist die Route 360 Kilometer lang und umfasst circa 8500 Höhenmeter. An den sechs Überquerungs-Tagen starten die Schüler jeweils im Tal und übernachten in Hotels, um so weniger zu zahlen. Außerdem können sie auf diese Weise Verpflegung für den nächsten Tag einkaufen.

Vor Kurzem gab es für das P-Seminar auch ein Techniktraining, bei dem die Teilnehmer gelernt haben, wie sie selbst Kleinigkeiten am Rad reparieren können. Neben der Kleidung müssen sie nämlich auch entsprechendes Werkzeug wie Schaltaugen, Kettenschlösser und Speichen mitnehmen. Bei der Ausrüstung haben mehrere Sponsoren den Schülern geholfen. Um Gewicht zu sparen, haben sich die Schüler in zwei Gruppen geteilt, denn jeder Schüler nimmt nur einen Rucksack von 25 bis 30 Litern Volumen mit. Die einen sind für das Werkzeug verantwortlich, während die anderen für die ersten Hilfesets zuständig sind. Die Vorbereitung habe im gesamten Seminar gut funktioniert. „Es hat jedem Spaß gemacht. Selbst in Situationen, die ein bisschen aufwendiger waren, haben wir uns gegenseitig unterstützt“, erzählt Schwichtenberg. Denn schon bei der Planung sind mehrere Herausforderungen aufgekommen: Die Sponsorensuche sei aufwendiger gewesen als erwartet, außerdem war es schwierig, Ersatzrouten in Italien zu finden, die beispielsweise eine Busstation kreuzen, und auch das Bedrucken von Trikots war komplizierter als gedacht.

Eine Ausfahrt zu Sponsoren, von Tölz nach Kochel und Penzberg. (Foto: oh)

Berufsorientierung im P-Seminar

Nach ihrer Reise müssen die Schüler ein Portfolio abgeben, da das P-Seminar mit der Berufsorientierung gekoppelt ist. Darin berichten sie über das Seminar, wie ihre Treffen abgelaufen sind, was sie gemacht haben und wofür sie zuständig waren. In einem Erfahrungsbericht sollen die Teilnehmer zudem beschreiben, wie gut oder schlecht der Alpencross gewesen ist. Im Rahmen der Berufsorientierung wurde den Schülern auch der Beruf des Mountainbike-Guides vorgestellt. Deshalb übernehmen die Schüler in Zweier- oder Dreiergruppen bei der Tour für einen Tag die Rolle des Guides. Zusätzlich drehen sie einen Film und dokumentieren ihre Reise auf Instagram unter dem Namen „alpencrosser_bad.toelz_gvsg“, wo sie täglich die schönen, aber auch anstrengenden Momente festhalten möchten.

An diesem Sonntag, 9. Juni, beginnt die Überquerung mit den Mountainbikes. Schwichtenberg freut sich vor allem darauf, im hochalpinen Gebirge unterwegs zu sein und den Gipfelgrat entlangzufahren. Freitagabend kommen die Schüler dann der Planung zufolge in Torbole am Gardasee an und fahren am Samstag, 15. Juni, mit dem Bus zurück nach Bad Tölz.

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