Die Moschee in Penzberg ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert: Ein repräsentativer Bau mit ornamental gestaltetem Minarett an einer zentralen Zufahrtsstraße zur Stadt. Ein Islamverständnis, das Frömmigkeit und Öffnung nach außen nicht als Widerspruch sieht und das Muslime zur Integration auffordert. Vor gut fünf Jahren wurde auf dem Dach der Moschee eine Solaranlage in Betrieb genommen - deutschlandweit die erste auf einem islamischen Gebetshaus.
Im kommenden Frühjahr gibt es nun eine weitere Neuerung: In einem Anbau, der über einen Steg mit der Moschee verbunden wird, soll ein orientalisches Restaurant mit 60 Sitzplätzen drinnen und 70 draußen eröffnet werden. "Muslimische Küche weltweit mit regionalen Akzenten", so beschreibt Gönül Yerli das Angebot. Das Restaurant werde halal sein, also nur Speisen und Getränke anbieten, die nach den Regeln des Korans erlaubt sind. Schweinebraten und Bier? Fehlanzeige. Dafür kann man die traditionelle, rote Linsensuppe kosten, eine Vorspeise, die in keiner muslimischen Küche fehlt. Oder "Imam Bayilde", ein Auberginenauflauf, zu Deutsch: "Den Imam hat's umgehauen".
Momentan wird ein Pächter gesucht. Interessenten aus ganz Deutschland hätten sich gemeldet, sagt Yerli, Vize-Direktorin der Islamischen Gemeinde. Man müsse sich jetzt sputen, damit das arabische Restaurant, das einzige südlich von München, noch vor dem Ramadan im April eröffnet werden könne. Der Rohbau des Anbaus, der einen Aufzug bekommt, ist weitgehend fertig. In den Obergeschossen sind vier Appartements geplant, in denen Gäste oder Referenten übernachten können.
Insgesamt 400 Quadratmeter Nutzfläche auf drei Etagen wird das Gebäude haben, das sich optisch von der Moschee abheben soll, wie Yerli sagt. Die Fassade werde dunkler und soll an die von der Kohle geprägte Stadtgeschichte Penzbergs erinnern, die Einrichtung soll modern mit "kleinen orientalischen Elementen" sein. Die Mitglieder der Gemeinde "warten sehnsüchtig auf das Restaurant", sagt Yerli, die sich ebenfalls auf die Eröffnung freut. Denn dann könnten auch größere Veranstaltungen wie Hochzeiten oder das Fastenbrechen im Ramadan, bei dem bisher ein Catering organisiert wurde, mit der neuen Küche bewirtet werden. Gemeinsam essen sei für Muslime wichtig. "Gastfreundschaft ist ein wichtiger Teil unserer Religion", sagt Yerli.
Etwa 1000 Muslime aus Penzberg und dem Umland besuchen regelmäßig die Moschee. Fester Termin ist das Freitagsgebet, zu dem etwa 200 Gläubige kommen. Erste Planungen für ein arabisches Restaurant hat es bereits vor fünf Jahren gegeben, was fehlte, war das Geld. Die erforderliche Finanzspritze kommt nun aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Scheich Faraj Ali bin Hammudah aus Abu Dhabi, der bereits den Bau der Moschee bezuschusst und die Solaranlage gesponsert hat, will das Restaurantgebäude finanzieren. Den Unterhalt trägt die Islamische Gemeinde über Mitgliedsbeiträge.
"Wir haben uns an den Scheich gewandt", sagt Yerli. Es sei schwierig, in Deutschland Geld für islamische Projekte zu akquirieren. "Aber sobald Finanzmittel aus dem Ausland kommen, gibt es Diskussionen über eine Einflussnahme." In den Jahren 2007 bis 2010 stand die Islamische Gemeinde Penzberg (IGP) unter Beobachtung des bayerischen Verfassungsschutzes - wegen Kontakten zur islamistischen Vereinigung Milli Görüs. 2011 wurde die IGP vollständig rehabilitiert. Die Penzberger Gemeinde ist nicht Mitglied der umstrittenen Dachorganisation Ditib, die als verlängerter Arm der Türkei kritisiert wird. Imam Benjamin Idriz gilt als Vertreter eines modernen Euro-Islams.
Yerli ist seit der Eröffnung der Penzberger Moschee im Jahr 2005 in Vollzeit angestellt. Die 43-jährige Mutter von drei erwachsenen Kindern hat Islamische Religionspädagogik in Köln und Katholische Religion in einem zweijährigen Fernstudium an der Domschule in Würzburg studiert. Vor zwei Jahren machte sie ihren Master im Fach "Interreligiöser Dialog" in Wien. Etwa 6000 Besucher, darunter viele Schüler aus der ganzen Region, führt sie jedes Jahr durch die Bibliothek und die für Frauen und Männer getrennten Gebetsräume, zeigt Ausgaben des 600 Seiten umfassenden Korans, den es in Penzberg "in allen Sprachen der Welt" gibt, oder erklärt, dass im Islam ein Bilderverbot gelte und sich deshalb die Ausstattung von Moscheen überwiegend auf Kalligrafien beschränke.
Beim Tag der offenen Moschee, der alljährlich am 3. Oktober stattfindet, kommen erfahrungsgemäß um die 500 Besucher nach Penzberg. Mit den Flüchtlingen habe das Interesse in den vergangenen Jahren "wahnsinnig zugenommen", hat Yerli beobachtet. Denn viele Asylhelfer wollten sich zum Thema Islam informieren. Das diesjährige Motto findet Yerli gut: "Menschen machen Heimat." Denn viele muslimische Flüchtlinge hätten in Penzberg eine "religiöse Heimat" gefunden.
Tag der offenen Moschee am 3. Oktober, 11 bis 17 Uhr, Vortrag von Imam Idriz zum Thema Heimat um 13.30 Uhr, Bichler Straße 15, Penzberg