Mobilität im Oberland:Ausbau einer Landstraße

Staatsstraße 2065 Degerndorf

Durch den Ausbau der Straße werde der Blick auf die Holzhauser Pfarrkirche und dem Zugspitzmassiv verloren gehen, so die Befürchtungen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die umstrittene Sanierung der Strecke zwischen Münsing und Holzhausen beginnt Mitte September

Von Benjamin Engel, Münsing

Die Fahrt auf der Landstraße durch die sanft gewellte Wiesen- und Felderlandschaft zwischen Münsing und Holzhausen dürfte vielen bekannt sein. Für Ausflügler ist die Strecke mit weiten Blicken Richtung Alpen vor allem im Sommer eine der Hauptverbindungsachsen zum Ambacher Bade- und Erholungsgelände. Das landschaftlich idyllische Teilstück zum Ostufer des Starnberger Sees hinunter ist aber auch marode und nur notdürftig geflickt. Ab Mitte September ist die Strecke aber erst einmal bis zum Winter gesperrt. Das Staatliche Bauamt Weilheim beginnt mit der schon jahrelang geplanten Sanierung, die 2022 fortgesetzt werden soll. Die Straße soll bestandsnah ausgebaut, aber auch Kuppen leicht abgetragen, einzelne Bäume gefällt werden.

Für die Ambacherin Claudia Kleine ist der Ausbau eine bedrohliche Vorstellung. Die Architektin und Innendesignerin erinnert sich noch, wie alte Obstbäume die Straße vor Jahrzehnten als Allee säumten. Landstraßen mit einer solchen der Landschaft folgenden weichen Linienführung seien heutzutage nur noch selten zu finden, sagt sie. Durch einen Ausbau werde der einmalige, landschaftsbildende Charakter mit dem Blick auf die Holzhauser Pfarrkirche und dem Zugspitzmassiv am Horizont verloren gehen. "Es geht alles an Kleinteiligkeit und Individualität verloren", beklagt sie. "Das ist unglaublich schade."

Gegen die Ausbaupläne hatte bereits der damals in Holzhausen ansässige Schauspieler Thomas Darchinger vor fünf Jahren Unterstützer gewonnen. Insbesondere die Kostenfrage war maßgeblich, warum die Umsetzung so lange auf sich warten ließ. "Unsere Finanzierungsmittel sind überschaubar", sagt Martin Herda vom Staatlichen Bauamt in Weilheim. Um die 3,2 Millionen Euro werde der Ausbau kosten. Die Summe sei praktisch doppelt so hoch, wie im Landkreis normalerweise pro Jahr zur Sanierung der Staatsstraßen bereit stehe. Herda spricht von einem bestandsnahen Ausbau. Aus Verkehrssicherheitsgründen werde es nur leichte Abweichungen von den Kurvenradien geben, um Sichtachsen zu verbreitern und die Sicherheit zu erhöhen. Kuppen würden maßvoll abgetragen und die Straße von durchschnittlich 5,50 auf sechs Meter verbreitert werden.

Das entspricht laut Herda dem Mindeststandard für den Ausbau nach den gültigen Richtlinien für die Anlage von Landstraßen. "In der untersten Entwurfsklasse 4", wie er sagt. Damit auch größere Fahrzeuge gefahrlos aneinander vorbeikämen, müsse die Fahrbahn heutigen Gegebenheiten angepasst und verbreitert werden. Auch etwa 1,50 Meter Bankette müssten beiderseits der Straße neu angelegt werden. Die Strecke muss laut Herda teils auch vollkommen neu aufgebaut werden, da erstmals frostschutzsichernde Materialien oder Straßenentwässerungseinrichtungen angelegt werden. Gerade Richtung Münsing könnte es auch sein, dass der ein oder andere Baum gefällt werden müsse. Denn einzelne Exemplare stünden nahe der Straße. Das Wurzelwerk sei teils so mächtig und weit verzweigt, dass es durch die Bauarbeiten in Mitleidenschaft gezogen werde könne. Der Baum sei dann nicht mehr überlebensfähig. Zudem seien so mächtige straßennahe Bäume auch ein Sicherheitsrisiko, falls ein Fahrzeug dagegen schleudere. Daher müssten auch Schutzplanken eingezogen werden. Wo das nicht möglich sei, müsse ein Baum auch gefällt werden, sagt Herda. Ein landschaftspflegender Begleitplan sieht Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe in die Natur vor.

Momentan ist auf der Strecke maximal Tempo 70 erlaubt. Das liegt insbesondere am schlechten Fahrbahnbelag, bei dem Bitumen oder alte Teerbestandteile vor allem bei hohen Temperaturen ins "Schwitzen" geraten, das heißt auf dem Unterbelag aufschwimmen. Das macht die Strecke gefährlich. Dass der Belag erneuert werden müsse, gesteht die Ambacherin Kleine auch durchaus zu. Nur das mögliche Ausmaß des Ausbaus, besorgt sie.

Währenddessen ist die Verbindungsstraße zwischen Münsing und Holzhausen voraussichtlich von 13. September bis Ende November erst einmal vollständig gesperrt. In dieser Zeit soll etwa die Hälfte der Staatsstraße von Holzhausen beginnend fertig ausgebaut werden. Der Rest wird laut Herda dann von kommendem Frühjahr an begonnen. Eine weiträumige Umleitungsstrecke ist über die Staatsstraße über Eurasburg und Beuerberg beziehungsweise über die Garmischer Autobahn beschildert. Ortskundige werden sich aber sicher auch andere Ausweichrouten suchen.

Das bleibt aber nur eine von einigen, künftigen Baustellen in Münsing. Das Staatliche Bauamt übernimmt für die Kommune die Entwässerungs- und Asphaltierungsarbeiten sowie den Gehwegbau bei der Umgestaltung der Ampelkreuzung. Voraussichtlich im Oktober muss die Ortsdurchfahrt einige Wochen für den Verkehr gesperrt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: