Mobilität:Fahrender Friseursalon

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Ein Hoch auf die beste Busfahrerin: Helene Just bekam unter anderem von MVV-Chef Bernd Rosenbusch (4. von links) und Robert Niedergesäß (2. von links), dem Sprecher der Verbundlandkreise, den Preis überreicht. (Foto: Florian Peljak)

Helene Just ist "Busfahrerin des Jahres" im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.

Von Florian Zick, Geretsried

Wenn man ihr gegenübersteht, hat man sofort den Eindruck, dass das stimmt, was die Fahrgäste auf die Flugblätter geschrieben haben. "Sie ist immer freundlich", stand da zum Beispiel geschrieben. Jemand anderes lobt den angenehmen Fahrstil. Und ja: Sie soll auch meistens pünktlich sein - im öffentlichen Nahverkehr keine Selbstverständlichkeit. Helene Just wurde im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen deshalb zur "Busfahrerin des Jahres" gewählt.

Just ist im nördlichen Landkreis auf so gut wie allen Linien unterwegs. Am liebsten aber steuert sie den Bus 377 von Wolfratshausen über Egling runter nach Bad Tölz. Sie mag es, ihr Zwölf-Meter-Vehikel durch die kleinen Dörfer zu kutschieren. "Und die Landschaft da ist einfach wunderschön", sagt Just.

Die 56-Jährige fährt seit mehr als 20 Jahren Bus. Ihre Premierenfahrt hatte sie im September 1999. Davor hat sie 20 Jahre lang bei der Firma Maxima in Geretsried Angelschnüre hergestellt. Aber irgendwann waren ihre drei Söhne aus dem Gröbsten raus. "Und ich wollte mich einfach ein bisschen verändern", erzählt Just. Ein Bekannter hat deshalb Kontakt zum damaligen Stützpunktleiter des Regionalverkehrs Oberbayern (RVO) in Wolfratshausen hergestellt. Der Stützpunktleiter sagte: "Mädel, mach deinen Führerschein! Dann kannst du hier anfangen." Just hat deshalb die damals rund 10 000 D-Mark für die Fahrerlaubnis investiert. "Und ganz ehrlich", sagt die Geretsriederin, "ich habe es keine Minute bereut."

1999 war Just in der Region die einzige Frau beim RVO. Auch heute ist die Branche immer noch stark männlich dominiert. Zumindest ein bisschen etwas hat sich seitdem aber doch verändert. Unter den etwa 80 Busfahrern in der Region sind mittlerweile auch vier Frauen, zwei weitere sind in der Warteschleife. "Wir werden also bald sechs Damen sein", sagt Just. Warum es nicht mehr sind, kann sie sich nicht erklären. "Busfahren ist ein tolles Gefühl", sagt sie, "viel besser als Auto."

Natürlich entwickelt man mit der Zeit auch eine gewisse Beziehung zu seinen Fahrgästen. Gerade im ländlichen Raum sind es eben doch immer dieselben. Just nennt sie ihre "Stammgäste". Von denen weiß sie nicht nur, wo sie ein- und wo sie wieder aussteigen. Sie kennt auch manch private Geschichte. Im Bus, sagt Just, komme man eben auch mal ins Reden. "Das ist wie beim Friseur."

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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