Mobilität im Loisachtal:Radweg nach Baierlach auf der Kippe

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Die Albert-von-Iring-Straße führt nördlich des neuen Eurasburger Supermarkts zur Wolfratshauser Straße. Die Durchfahrt vom Schlossberg ist seit knapp zwei Jahren verboten. Das stellt ein Sachverständiger nun infrage. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Bau für mehr Sicherheit zählt zu Eurasburgs wichtigsten Infrastrukturprojekten. Doch das Fahrzeugaufkommen spricht dagegen. Laut Verkehrsplanern könnte auch die unechte Einbahnregelung an der Albert-von-Iring-Straße entfallen.

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Sicheres Vorankommen für alle Verkehrsteilnehmer ist eines der kommunalen Dauerthemen. So steht auch der lange debattierte Fuß- und Radweg an der Unterherrnhauser Straße Richtung Baierlach auf der Prioritätenliste der Gemeinde Eurasburg weit oben. Doch vieles spricht dafür, dass sein Bau erst einmal zurückgestellt wird. Das legen die Daten aus der jüngsten Verkehrserhebung nahe, die Reiner Neumann vom Büro Modus Consult aus Neu-Ulm jüngst vorgestellt hat. Seine Grundaussage: Das Verkehrsaufkommen ist eigentlich so gering, dass kein separater Fahrradweg erforderlich ist. Ebenso eindeutig ist seine Aussage zur unechten Einbahnregelung in der Albert-von-Iring-Straße. "Ich würde empfehlen, die Lösung zurückzunehmen", so Neumann.

Auf der 2018 definierten Meilenstein-Liste der wichtigsten Infrastrukturprojekte Eurasburgs stehen der Radweg nach Baierlach, sowie die Mehrzweckhalle und die Konzentration der beiden Schulhäuser an einem Standort. Noch heuer soll der Gemeinderat entscheiden, welches Projekt zuerst weiterverfolgt wird. Zur Entscheidungsgrundlage soll auch die Erhebung zum Verkaufskommen an der Unterherrnhauser Straße bei Eurasburg und Baierlach dienen. An einem Normalwerktag hat die Germeringer Schuh & Co. GmbH während des vergangenen Sommers um die 1600 vorbeifahrende Autos, etwa fünf Prozent Schwerlastverkehr - darunter fallen aber alle Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht, also auch größere Lieferfahrzeuge - sowie 200 Radfahrer gemessen. Laut den Hinweisen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen sei es angesichts dieser Zahlen für Radfahrer vertretbar, auf der existierenden Fahrbahn statt auf einem eigenen Radweg unterwegs zu sein, erklärt Neumann vom Büro Modus Consult.

Davon unabhängig zu sehen ist allerdings die Debatte, durch einen separaten Fuß- und Radweg einen sicheren Schulweg zu schaffen, was einige Eurasburger Gemeinderäte wie etwa Hans Steigenberger (Eurasburger Liste) antreibt. Das müsse man sich laut Neumann näher ansehen. Zur Konfliktabschätzung schlössen allerdings die Hinweise zum Radverkehr außerhalb städtischer Gebiete alle Altersgruppen von Kindern bis zu Senioren ein. Aus seiner Sicht ist es aber viel kritischer, wie Radfahrer und Fußgänger die Staatsstraße an der Einmündung der Unterherrnhauser Straße sicher überqueren können.

Etwas nördlicher in Eurasburgs Zentrum treibt zunehmender Schleichverkehr die Anwohner um. Seit Juli 2020 ist die am neuen Supermarkt vorbeiführende Albert-von-Iring-Straße eine unechte Einbahnstraße. Das heißt, dass zwar Straßen-Anwohner in beiden Richtungen unterwegs sein dürfen, aber die direkteste Durchfahrt vom Schlossberg zur Wolfratshauser Straße hinunter mit Verbotsschildern gesperrt ist.

Dadurch weichen Autofahrer in die Umgebungsstraßen aus, wogegen es schon einen Protestbrief gab. Laut Messungen macht das pro Tag 800 Fahrzeuge in der Beuerberger Straße, 400 im Ahornweg und 500 in der Albert-von-Iring-Straße aus. Dieses Verkehrsaufkommen hat laut Neumann von Modus Consult eher Anliegerstraßencharakter, ist also prinzipiell sehr gering. Durch die unechte Einbahnstraße verdränge die Kommune ohne Not den Verkehr. Die Lenkungswirkung lasse sich auch erreichen, wenn die Kommune diese Regelung aufhebe und die Albert-von-Iring-Straße so umgestalte, dass sich auch andere Verkehrsteilnehmer auf ihr sicher bewegen könnten.

Eine endgültige Entscheidung wird aber noch dauern. Erst sollte laut Bürgermeister Moritz Sappl (GWV) das an der Albert-von-Iring-Straße geplante Senioren-Wohnprojekt abgeschlossen sein, um die Situation neu zu bewerten.

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