"Laudate dominum omnes gentes!" Hell und klar klingen die Stimmen durch die Geretsrieder Pfarrkirche Maria Hilf, dabei klangschön und homogen, beweglich und zugleich textverständlich. Die Mixed Voices zeigen sich von ihrer besten Seite. Chorleiter Roland Hammerschmied weiß schon, warum er gerade dieses Stück an den Anfang des geistlichen Konzerts gesetzt hat: eine bessere Visitenkarte kann der Chor gar nicht abliefern.
Die Mixed Voices sind eine Institution. Welcher andere Chor könnte mit einem anspruchsvollen A-Cappella-Programm an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die große Maria-Hilf-Kirche füllen? Aber die Fangemeinde ist mittlerweile so groß, dass ein einziges Konzert gar nicht ausreichen würde.
Normalerweise vermeidet der Chor ja die Adventszeit und gibt sein Herbstkonzert schon im November, um der enormen Konkurrenz durch die zahllosen Weihnachtskonzerte landauf, landab zu entgehen. In diesem Jahr hatten die Mixed Voices in der ersten Novemberwoche eine - höchst erfolgreiche - Konzertreise nach Indien absolviert. Für ein weiteres, ganz andersartiges Programm noch im November wäre da einfach die Zeit zu knapp gewesen. So blieb dem Chor nichts anderes üblich, als auf den Advent auszuweichen. Und siehe da: Auch unter diesen Umständen wurde die Kirche voll.
Das Heft mit dem Titel "Mixed Voices", das auf den Kirchenbänken auslag, enthielt nicht, wie man erwartet hätte, das Programm des Abends, sondern Porträts sämtlicher Chorsängerinnen und Chorsänger - einschließlich Beruf, Charaktereigenschaften und musikalischen Vorlieben. Sicherlich eine nette Idee; es zeigt, dass Hammerschmied seine Choristen nicht als Masse sieht, sondern als Individuen ernst nimmt. Ein gedrucktes Programm wäre dennoch von Vorteil gewesen. Beim Konzert sagten einzelne Sängerinnen und Sänger die Werke über ein Mikrofon an, was in den Kirchenbänken unterschiedlich gut zu verstehen war - am schlechtesten ausgerechnet dann, wenn Hammerschmied selbst die Ansage übernahm.
Zu den großen Qualitäten der Mixed Voices zählt ihre Vielseitigkeit. Ob Klassik, Gospel oder Pop - die Sängerinnen und Sänger werden jeder Stilrichtung gerecht und wahren dabei einen runden, ausgewogenen Chorklang. Auf ihren Leiter sind sie eingeschworen und folgen seinem kleinsten Wink. Hammerschmied schafft es immer wieder, dass kein klanglicher Einheitsbrei entsteht, sondern eine dynamisch höchst differenzierte Interpretation mit gleichmäßigen Crescendi und Decrescendi. Wie immer gestaltete der Chor auch diesmal das gesamte gut einstündige Programm a cappella, was erhebliche Konzentration und Anstrengung erforderte, um der allzeit präsenten Gefahr des Absinkens zu entgehen. Zur stimmlichen Erholung blieben nur die kurzen Pausen während der Ansagen.
Einzelne Höhepunkte seien herausgehoben. Das "Pater Noster" von Giuseppe Verdi ist ein tückisches Werk, weil in den letzten Takten der Bass in die tiefsten Regionen absteigt. Wenn da ein Chor die Intonation nicht hält und absinkt, sind die Bässe verloren. Kein Problem aber für die Mixed Voices; sie bewältigten Verdi mit Bravour. Ebenfalls sehr gelungen war "A Hymn to The Virgin" von Benjamin Britten, dessen 40. Todestag am Sonntag begangen wurde. Hier nahm ein Teil des Chors nahe dem Kircheneingang Aufstellung, was zu schönen doppelchörigen Effekten führte.
Im letzten Programmteil rückten die Mixed Voices, wie könnte es anders sein, von der strengen Klassik ab und besannen sich auf ihre Kernkompetenzen: Gospel und Pop. Hammerschmied hatte zu Beginn des Konzerts gebeten, auf Zwischenapplaus zu verzichten, aber eines der Spirituals - mit stilechtem Sopransolo! - geriet so mitreißend, dass die Zuhörer gar nicht anders konnten, als spontan zu klatschen. Weihnachtslieder wie "Adeste fideles" oder "Es naht ein Licht in dunkler Nacht", geschmackvoll und unsentimental gesungen, rundeten das Programm ab.
Als Zugabe servierten die Mixed Voices noch zwei ihrer Evergreens: das alpenländische "Heast as ned" und "So soll es bleiben" von Annette Humpe.