Mitten in Wolfratshausen:Urban Gardening

Rätselhafter Cannabis-Fund auf dem Loisachhallen-Parkplatz

Von Konstantin Kaip

Die Vielfalt der Pflanzen, die Wolfratshausen im Sommer mit ihren unterschiedlichen Grüntönen schmücken, würde den Rahmen dieser Kolumne sprengen. Schon an der Loisach sprießen ja schier unzählige Busch- und Baumarten, heimische und weniger heimische wie der Japanknöterich. Überall im Stadtgebiet grünt es, von den Waldramer Föhren bis zur ostanatolischen Baumhasel vor dem Krankenhaus.

Auf dem Loisachhallen-Parkplatz dominieren zwar derzeit eher die grellen Farben der Fahrgeschäfte des Volksfestes. Der Pflanzenfreund kann aber auch zwischen Blinklichtern und Beton noch reichlich Blattwerk entdecken. Wenn er an den Biertischen vorbeikommt, die auf dem Rasenstück vor dem Sebastianisteg abgestellt wurden, muss der aufmerksame Beobachter jedoch stutzen. Aus dem Erdreich eines Pflanzkübels aus Beton, der dort eher lieblos abgestellt wurde, ragen Blätter hervor, die man normalerweise auf T-Shirts rastazöpfiger Festivalbesucher sieht. Die zwei, drei jungen Pflanzen, die dort mitten in der Stadt sprießen, tragen eindeutig die in Handform fünffach gefächerten und typisch gezackten Blätter, die man auch ohne einen Abschluss in Botanik der Pflanze cannabis sativa zuordnen kann, wie der Wissenschaftler sie nennt. Der Volksmund spricht schlicht von Hanf, der Kiffer darf seit Hans Söllner auch "Marihuanabaum" dazu sagen.

Wie die zarten Hanfpflänzchen dort hinkamen, ist offen. Im Weißbuch des Vereins "Lebendige Altstadt Wolfratshausen" zur Stadtbildverschönerung findet sich jedenfalls kein derartiger Vorschlag. Und auch Heinz Wensauer dürfte als besorgter Beobachter aller zäh sich verbreitenden Unkrautsorten wohl kaum als Pflanzer in Frage kommen. Ob es eine Guerilla-Aktion der Grünen zur Legalisierung medizinischen Marihuanas ist? Oder ein Streich subversiver Bazis, die sich lächelnd die Hände reiben? Vielleicht sind die Gewächse auch durch Zufall entstanden, weil in dem Kübel ein paar Hanfsamen aus dem Vogelfutter gelandet sind? Man wird es wohl nie erfahren. Denn die Pflanzen, am Donnerstag noch gänzlich intakt, sahen bereits am Freitag deutlich zerrupft aus. Und dann kam das Gewitter.

Unklar wird nun auch bleiben, ob es sich um gewöhnlichen Nutzhanf oder um eine genetisch veränderte Supergras-Sorte aus den Niederlanden handelt. Denn bis zur Blüte werden es die zarten Pflanzen wohl nicht mehr schaffen. Und erst die weiblichen Blüten des Hanfs bilden ja das Harz, das dem Marihuana seine berauschende Wirkung geben soll. So haben wir das jedenfalls irgendwo einmal gelesen.

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