Mitten in Wolfratshausen:Die Grenzen der Liebe zu Japan

Fernost steht hoch im Kurs an der Loisach. Doch ein Gewächs von dort bekämpft der Wolfratshauser akribisch

Von Ingrid Hügenell

Die Wolfratshauser sind im Allgemeinen Fremdem gegenüber recht aufgeschlossen. Ganz besonders, wenn das Fremde von sehr weit weg stammt - also aus Japan. Seit vielen Jahren leitet der Deutsch-Japaner Yoshihisa Matthias Kinoshita mit großem Erfolg den Kinderchor der Stadt. Die Partnerschaft mit der Stadt Iruma wird intensiv gepflegt, von 8. bis 15. August kommen wieder einmal sechs junge Japaner samt Dolmetscherin und Delegationsleiter zum Kulturaustausch nach Wolfratshausen. Bestimmt freuen sich die jungen Gäste schon auf den obligatorischen Trachten-Probier-Termin.

Mit den Gastspielen der japanischen Oper in Wolfratshausen tut man sich schon schwerer, was aber nichts mit deren Herkunft zu tun hat, sondern mit der, nun ja, eher kreativen Art der Terminvereinbarung, die die Verantwortlichen offenbar pflegen. Deshalb ist die Oper schon einmal nach Dietramszell ausgewichen, am Sonntag kann man sie aber in der Loisachhalle erleben.

Der Partnerschaft mit Iruma hat Wolfratshausen auch den kleinen, aber feinen japanischen Garten an der Loisach zu verdanken. Regelmäßig treffen sich Freiwillige, um ihn mit viel Liebe zu pflegen. Dem Staudenknöterich Fallopia japonica nutzt seine japanische Herkunft indes gar nichts. Er teilt das Schicksal der Kanadischen Goldrute, des Indischen Springkrauts und des aus dem Himalaya stammenden Riesenbärenklaus: Man will ihn hier nicht haben. Der Japanknöterich hat aber auch ein paar unangenehme Eigenschaften: Er wird riesig und bleibt länger als eine Woche - wenn man ihn lässt, für immer. Er passt sich während seines Aufenthalts nicht den örtlichen Gepflogenheiten an, sondern überwuchert alles. Singen kann das Zeug auch nicht. Deshalb wird dem japanischen Knöterich, wie dem japanischen Garten, regelmäßig Aufmerksamkeit zuteil, wenn auch keine liebevolle: Am Loisachufer wird er immer wieder abgemäht, in der Hoffnung, dass er irgendwann doch verschwindet.

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