Süddeutsche Zeitung

Mitten in Wolfratshausen:Die Definition von Coolness

Hip zu werden ist nicht schwer, hip zu sein dagegen sehr

Von Konstantin Kaip

Hipster und Clubgänger wissen es natürlich längst: Der Donnerstag ist der neue Freitag. Was aber bislang nur die absoluten Trendsetter der Partyszene wissen, ist, dass man sich den Donnerstag, 14. Juli, unbedingt vormerken sollte. Da steigt nämlich ein Wahnsinns-Mega-Event in der Monster-Location der hippen Boomtown Wolfratshausen: "Lounge in the City" heißt die "After Work Party" in der Gaststätte Flößerei, für die wir einen stylishen Flyer geschickt bekommen haben. "Coole Leute, coole Drinks, coole Party" verspricht die Einladung in dynamisch kursiver schnörkelloser Schrift vor edel-gediegenem Loungetapeten-Muster.

Das klingt nach einer heißen Sommernacht mit eiskalten Cocktails und Publikum mit dem Glam-Faktor, den Wolfratshausen lange vermisst hat. Nach ehemaligen Skateboard-Weltmeistern, Startup-Gründern, jungen Schauspielern, Enfants terribles der Kunstszene, global beschäftigten DJs und Musikern, mit denen man am Loisach-Ufer im Schein der von Disko-Licht bestrahlten Fontäne ganz ungezwungen chillen kann.

Der Flyer aber offenbart auch, wer die "coolen Leute" tatsächlich sind: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, der einem mit Anzug und Hornbrille auf der Ankündigung gezwungen entgegenlächelt, der Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan und der Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber. Gastgeber ist die CSU, "die einzige Partei, die mit einer solchen Veranstaltung den Austausch schafft zwischen Politik und allen, die sich in die Gesellschaft einbringen", wie es in der Zusatz-Info heißt. Wohl auch die einzige, die glaubt, dass Verkehrsminister und Politiker die neuen Popstars sind.

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Quelle:
SZ vom 02.07.2016
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