Süddeutsche Zeitung

Mitten in Wolfratshausen:Die Burschen im Bauausschuss

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Auf den richtigen Ton kommt es an - auch unter Stadträten. Zu locker geht gar nicht fürs Protokoll

Von Konstantin Kaip

Wer den Wolfratshauser Stadtrat und seine Ausschüsse lediglich aus Berichten kennt, könnte glauben, dass dort vor allem gestritten und mit harten Bandagen debattiert wird. Dem ist aber nicht so. Die Stadträte, die sich privat fast alle gegenseitig duzen, grüßen sich stets herzlich und gehen auch sonst in der Regel respektvoll miteinander um. Zuweilen kommt in den Sitzungen sogar so etwas wie ein heiterer Teamgeist auf.

So etwa im Bauausschuss am Mittwoch, als es um die Aufstellung des Bebauungsplan Nummer 65 an der Sauerlacher Straße ging. Das Thema ist trocken und tut hier auch nichts zur Sache. Nur soviel, dass es um das Baurecht und die gesetzlichen Abstandsflächen ging, die selbstverständlich einzuhalten sind. Josef Praller von der Bürgevereinigung, den seine Freunde Beppo nennen, fürchtete dennoch eine hermetische Bebauung und wollte das mit individuell zugeteilten Baufenstern verhindern. Das aber wiederum hielt Bauamtsleiter Dieter Leijko für rechtlich schwierig. Also habe jedes Grundstück das volle Baurecht, das dann wohl auch ausgenutzt werde, schloss Praller, ganz im Thema. Und fragte in die Runde: "Burschen, wollt's ihr des wirklich?"

Das wiederum hatte eine Wortmeldung des CSU-Fraktionssprechers Günther Eibl zur Folge - nicht zum Thema, sondern zur Ausdrucksweise Prallers. Die war ihm nämlich bei allem Respekt doch ein wenig zu jovial für das Rathaus. Man möge Prallers Frage bitte aus dem Protokoll streichen, forderte Eibl und mahnte zum nötigen Ernst, auch in der Wortwahl. "Wir sind keine Burschen, keine Mädels und keine Jungs", erklärte er. "Sondern gewählte Stadträte, die Sachentscheidungen zu treffen haben." Und zwar, fügte er an, nach bestem Wissen und Gewissen. "Entschuldigung", sagte Praller mit der gebotenen Höflichkeit.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2016
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