Mitten in Wolfratshausen:Die Botschaft des Klebezettels

Überall hört man den frommen Wunsch: "Fröhliche Weihnachten" - aber warum ihn nicht annehmen?

Von Ingrid Hügenell

Für viele von uns ist es in diesem Jahr schwierig, zur Weihnachtsstimmung zu finden, und das hängt nicht in erster Linie mit dem wirklich scheußlichen Wetter zusammen. Vielmehr hat dieses Jahr so viel Schreckliches gebracht, so vieles, was uns in unseren Grundfesten zu erschüttern droht, dass sich keine echte Besinnlichkeit oder Vorfreude einstellen mochte. Nicht nur die Weltpolitik, auch persönliche Probleme, Krankheiten und Katastrophen trüben für viele Menschen die Weihnachtszeit. Wenn etwas Schlimmes passiert, ist es gerade jetzt besonders schwer zu ertragen, weil die Diskrepanz zwischen den Erwartungen und dem tatsächlichen Leben so riesengroß ist.

Je öfter man trotzdem jemandem frohe Weihnachten wünscht, eher mechanisch zunächst, umso mehr schleicht sich der Weihnachtsgedanke ins Herz. Nach einer kleinen Weile merkt man fast verwundert, dass einem Idee und Versprechen des Heiligen Abends wieder nahe kommen. Dann ein E-Mail der Islamischen Gemeinde Penzberg. "Wir sind alle gefragt, den schrecklichen Nachrichten Zeichen und Taten des Miteinanders entgegenzusetzen und der Wertschätzung", heißt es darin, und dann wünschen die Muslime "eine segensreiche Weihnachtszeit und mit Gottes Hilfe ein friedliches, für alle Menschen glückliches Neues Jahr!"

Schließlich fällt der Blick auf den kleinen gelben Klebezettel, den Bibiana, die Putzfrau und irgendwie der gute Geist der Redaktion, hinterlassen hat. Man hatte zusammengelegt, um ihr zu Weihnachten ein kleines Geschenk zu machen. Sie hat sich mit einer Schachtel Pralinen revanchiert, und darauf klebt eben dieser Zettel. "Wie viel Sterne ist in Himmel so viel Danke!" hat sie darauf geschrieben. Ihr Geburtsort liegt im ehemaligen Jugoslawien. Da merkt man wieder: Es kommt nicht auf die Geschenke an, die man erhält, sondern auf die, die man macht.

Und dann steht es da noch einmal: "Fröhliche Weihnachten". Ja, denkt man - warum eigentlich nicht, warum sollte man nicht allem Stress, allen Unbilden und allen Sorgen um die Zukunft zum Trotz oder vielleicht gerade deswegen es wenigstens versuchen und sich von der hoffnungsvollen, frohen Weihnachtsbotschaft berühren lassen? In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten!

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