Mitten in Sachsenkam:Sechs Euro Beuteschaden

Das war schon dreist: Ein 60 Jahre alter Kochler hat vor einem Supermarkt in Sachsenkam für sechs Euro Tannengrün gestohlen, wobei er schamlos den Umstand ausnutzte, dass gerade Mittagspause war. Nur gut, das die Überwachungskamer funktionierte. Ein Diebstahl, der vor allem eines zeigt: Der Landkreis ist, was Kriminalität angeht, gewissermaße schon ziemlich off the record.

Kolumne Von Konstantin Kaip

Was die Kriminalitätsrate angeht, gilt der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ja als besonders sicher. Das schlägt sich auch in den Polizeiberichten nieder, die anders als etwa in München oder gar Berlin oft von abgefahrenen Seitenspiegeln oder beschmierten Hauswänden handeln, aus Mangel an echten Verbrechen. Manchmal allerdings kann man darin auch von dreisten Diebstählen lesen, die sich selbst in beschaulichen Gemeinden zutragen.

So ein Fall ereignete sich am vergangenen Montag in Sachsenkam. Dort hat ein 60-jähriger Kochler in einem Supermarkt zugeschlagen - oder besser: vor dem Supermarkt. Wie die Polizei berichtet, soll der ältere Herr zwischen 13.20 und 13.30 Uhr zwei Bündel Daxen, also für Adventsschmuck verwendete Fichten- oder Tannenzweige, gestohlen haben, die vor dem Geschäft auslagen. Sein Motiv ist nicht bekannt, vielleicht wollte er sich einen Adventskranz binden. Womöglich hätte er die Zweigbündel auch bezahlt, aber der Markt hatte zur Tatzeit Mittagspause und war geschlossen. Was der 60-jährige Gelegenheitsdieb aber nicht bemerkte: Der Eingangsbereich des Supermarkts wurde von einer Videokamera überwacht, die den Diebstahl minutiös aufzeichnete. Und so konnte der unter Betreuung stehende Kochler ermittelt werden, wie es im Bericht heißt.

Ein weiterer Fahndungserfolg also, der beweist: Verbrechen lohnt sich nicht. Eventuelle Nachahmer werden es sich nun gut überlegen, ob sie tatsächlich wegen ein bisschen Grün in der Wohnung den Pfad der Tugend verlassen wollen. Der Landkreis, so kann man hoffen, bleibt sicher. Der Beuteschaden in Sachsenkam beläuft sich übrigens auf insgesamt sechs Euro. Da kann man schon die Polizei rufen. Schließlich geht es ums Prinzip. Die spricht in ihrem Bericht zwar ironisch von einem "immensen Schaden", stellt jedoch auch in der Adventszeit unmissverständlich klar: "Diebstahl bleibt Diebstahl."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: