Mitten in Penzberg:Gedächtnisverlust zur Geisterstunde

Kaum ein Stadtrat konnte sich daran erinnern, dass die Erhöhung der Kita-Gebühren Thema war - es kam nach 23.30 Uhr dran. So kann es nicht weitergehen

Von Alexandra Vecchiato

Jetzt kommt es ans Tageslicht. Die Verwaltung im Penzberger Rathaus ist schuld. Die gemeinen Aktenordneranhäufer, Büroklammernzähler und Gebühreneinsammler überfrachten die Tagesordnung der Stadträte derart, dass diese erst in den grauen Morgenstunden von Hypnos beinahe ins Koma geküsst ins heimische Bett fallen dürfen. Wie garstig ist das denn?

Aber von Anfang an. Im Januar hatten sich die Räte hinter verschlossenen Türen über die Erhöhung der Kindergartengebühren verständigt. Um 25 Prozent sollten sie steigen. Als das publik wurde, war der Teufel los. Nicht wenige der gewählten Volksvertreter riefen: "Skandal." Nie und nimmer sei dies Thema in jener Sitzung gewesen. War es doch. Blöd gelaufen. Worauf nach Erklärungen für den fast kollektiven Gedächtnisschwund gesucht wurde. Eine lautete: Das Thema sei zwischen 23.30 und Mitternacht dran gewesen. Da habe man sich nicht mehr konzentrieren können. Was man den Stadträten glauben mag.

Aus dieser unglückseligen Geschichte heraus kam die CSU-Fraktion auf die Idee, einen Antrag zu stellen: Nur je zehn Tagesordnungspunkte in der öffentlichen wie in der nicht öffentlichen Sitzung soll es geben. Da dafür die Geschäftsordnung hätte geändert werden müssen, fand der Vorschlag wenig Anklang. Stattdessen besannen sich die Stadträte jenes Regelwerks. Künftig soll an Sitzungs-Dienstagen um 22.30 Uhr Schluss sein. Was bis dahin nicht behandelt wurde, wird mittwochs diskutiert. Die Verwaltung darf die Tagesordnung nicht so vollstopfen. Gegenvorschlag: Man sollte wichtige Dinge einfach in öffentlicher Sitzung behandeln. Dann erinnern sich mehr an das Gesagte.

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