Mitten in Geretsried:Vom Leben bestraft

Wer zu spät kommt..., der muss schwitzen. Das haben jetzt im Kreis nicht die Kommunisten, sondern die Konservativen erlebt

Von Benjamin Engel

Die Abkürzungen "DDR" und "UdSSR" schaffen es kaum mehr in aktuelle Nachrichten. Schon rund ein Vierteljahrhundert ist es her, dass die "Deutsche Demokratische Republik" und die "Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken" im Mahlstrom der Historie verschwunden sind. Doch manche Sprüche haben überlebt und führen längst ein Eigenleben. "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben", soll der frühere Staatschefs der UdSSR, Michael Gorbatschow, zu DDR-Staatschefs Erich Honecker 1989 gesagt haben. Damit, so hieß es, wollte er Reformen in der DDR anregen. Genutzt hat es wenig.

Den Gorbatschow zugeschriebenen Spruch hätte die CSU im Landkreis beherzigen sollen. Die Kreistagsfraktion "verschwitzte" buchstäblich, rechtzeitig zu ihrem Treffen am Montag einzuladen. Damit mussten die rund 30 Christsozialen im kleinen Stüberl des Geretsrieder Gasthof Geiger eng zusammenrücken. Die 17 Grünen mit Landtagsabgeordneter Claudia Stamm hatten dagegen im großen Wirtshaussaal zur gleichen Zeit mehr als genug Platz. Einfach, weil sie früher gebucht hatten. Die Christsozialen gerieten derart ins Schwitzen, dass der stellvertretende Kreisvorsitzende Thomas Holz aus Kochel das Power-Point-Gerät abstellen ließ. Jede zusätzliche Wärmequelle müsse vermieden werden, sagte er.

Auch phänotypisch unterschieden sich die Veranstaltungen. Bei der CSU dominierten die Sakko- und Anzugträger, während bei den Grünen die Pullover-Liebhaber zu ihrem Recht kamen. So fanden alle Gäste leicht die richtige Veranstaltung. Sogar die, die zu spät kamen.

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