Mitten in Geretsried:Gruß an Gruselfans

Zu Halloween bittet die Geretsried Polizei darum, Scherze zu vermeiden, die anderen nicht gefallen oder sie erschrecken könnten

Von Klaus Schieder

Zwei Leute, die Drogen genommen haben, ein Einbruch, ein betrunkener Autofahrer, eine Unfallflucht: Die Geretsrieder Polizeibeamten haben ein Wochenende hinter sich, das für sie wohl eher Routine und kaum zum Fürchten war. Aber das könnte sich an diesem Montag ändern: Es ist wieder Halloween. Zumindest für die "amerikanisierten Bürger", wie die Polizei schreibt. Ihrem Bericht über die "unschöneren Vorfälle" (siehe oben) hat sie eine Grußadresse an alle Fans des ursprünglich irischen, in den USA heimischen, längst nach Europa gegeisterten und auch in Geretsried irrlichternden Brauchs angehängt. Denen wünscht sie ein "lustig-gruseliges" Fest und bittet sie inständig darum, jeglichen Scherz zu unterlassen, "der anderen Mitbürgern eventuell nicht gefallen könnte oder gar zu sehr verschreckt". Das interpretieren wir jetzt mal so, dass damit nicht alleine Horrormasken gemeint sind, die Zombie, Vampir, Clown, Donald Trump oder ein Gesicht darstellen, das dem Arsch vom Nachbarhaus ähnlich sieht.

Überhaupt sollten die Gruselbürger vorsichtig sein. Der Spruch "Süßes oder es gibt Saures" könnte strafrechtlich relevant werden, wenn "Saures" von einem Prozesshansel als Bedrohung aufgefasst wird, § 241 StGB. Von Kürbisköpfen mit ihrer schadhaften Zahnreihe ist zumindest in Kneipen abzuraten, denn immerhin ist nicht auszuschließen, dass irgendwer die Grobskulptur dort mit der Visage eines Trinkkumpanen vergleicht, was nach § 185 StGB eine Beleidigung wäre, worauf der Gekränkte den Kürbis nehmen und auf die Rübe des Witzbolds stecken könnte, strafbar im Sinne des § 223 StGB. Auch wir Journalisten sollten den Rat der Polizei beherzigen und zu Halloween ausnahmsweise auf alles verzichten, was missfällt oder verschreckt. Zum Beispiel auf einen weiteren Artikel über den Wolfratshauser Christkindlmarkt ohne Christbaum.

Am besten ist, alle besinnen sich wieder auf eine tief verwurzelte Sitte und gedenken zu Allerseelen, vulgo Allerheiligen ihrer Verstorbenen. Gehen auf den Friedhof, zünden eine Kerze an, füllen den Weihwasserkessel. All diesen Traditionalisten wünscht die Geretsrieder Polizei eine ruhige Zeit. Ein kleiner Tipp unsererseits: Bis zum Einbruch der Dunkelheit sollte man wieder zu Hause sein. Danach kann es auf dem Gottesacker mit all seinen Grabsteinen, Flackerlichtern und schaurigen Putten nämlich auch ganz schön gruselig sein.

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