Mitten in Eurasburg:Wahllos glücklich

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Entscheidungen werden manchmal einfach abgenommen

Von Thekla Krausseneck

Die Wahl hat man ja im Grunde immer. So steht es jedem frei, sich - um gleich ganz konkret zu werden - für oder gegen eine fleischlose Ernährung zu entscheiden. Und wer sich dagegen entschieden hat, dem steht die Wahl auch weiterhin offen: Etwa wenn er, der Vegetarier, gemeinsam mit Menschen an einem Tisch sitzt, die gern Fleisch essen und es auch ohne schlechtes Gewissen tun. Er kann, so die erste Option, versuchen, ihnen seine Sicht auf die Dinge zu erklären, bis sie ihn genervt an einen anderen Tisch setzen. Er kann es aber auch einfach bleiben lassen und tolerieren, dass auf dem Speiseplan seiner Tischgenossen eben nicht nur Gemüseauflauf, sondern auch Schweinebraten und Steak stehen. Die Wahl hat der Vegetarier auch bei ganz anderen Gelegenheiten, an die man nicht unbedingt denkt. Wie am Wochenende in Geretsried, wenn sich die Freizeitsportler zum Stadtlauf aufstellen. Da hat der Vegetarier die Wahl, ein wenig langsamer zu laufen und auf den ersten Platz in der Teamwertung zu verzichten - wenn er nicht mit einem Spanferkel-Essen für 40 Personen beglückt werden will.

Nicht ganz so gut bestellt um die Wahl war es am Montag in Beuerberg. Dort hat die Raiffeisenbank ihre Generalversammlung im Gasthof zur Mühle abgehalten. Und jeder, der nicht schnell genug "Aber" sagen konnte, bekam von der Bedienung einen Teller mit paniertem Schnitzel und Kartoffeln vorgesetzt. Wer indes schnell genug war, der konnte gerade noch intervenieren und eine Alternative bestellen. Dass das nicht allzu viele Besucher tun würden, damit hatten die Organisatoren fest gerechnet und gleich von vorneherein auf eine Speisekarte verzichtet. Warum auch nicht? Schnitzel mag doch jeder, bis auf die Exoten, und die sind in Beuerberg nun wirklich nicht zu erwarten. Der Vorstand der Raiffeisenbank weiß eben, was die Mitglieder wollen, vorausschauend hat er sogar das Ergebnis der Wahl des Aufsichtsrats schon vor der Abstimmung in die Pressemappe geschrieben. "Der turnusgemäß ausscheidende Aufsichtsrat Peter Rumelsberger wird zur Wiederwahl vorgeschlagen und wiedergewählt", war da zu lesen. Nun, Gegenstimmen gab tatsächlich es nicht. Die Wahl hätten sie gehabt. Aber die braucht ja kein Mensch.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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