Mitten in Eurasburg:Ronja ausgebüchst

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Schreck in der Nacht: ein verirrter Hund auf der Fahrbahn

Von Alexandra Vecchiato

Es ist so gegen 22 Uhr, ein paar Minuten später heißt es: Raus aus den Schuhen und die Füße hochgelegt. Feierabend. Also noch ein wenig Konzentration, schließlich sitzt man hinterm Steuer, diese Kurve, die nächste. Schreck, lass nach, ein Hund! Läuft herrenlos auf der Straße. Was tun? Wenn nun andere Autos kommen - nein, überfahren werden darf er auf keinen Fall. Warum kann das doofe Vieh nicht in die Wiese laufen? Oder jetzt auf den Bauernhof? Nein, der Hund läuft in Panik noch schneller. Von hinten erschallt zum ersten Mal in der Nacht die Hupe eines Cabrios. Klar, der Fahrer denkt sich sicher: "Ist die bescheuert, mit Tempo 30 auf der Landstraße."

Wer noch nie binnen weniger Millisekunden einen solchen Adrenalinschub erfahren hat, der kann sich glücklich schätzen. Für den Rest der Menschheit (oder nur für die Verfasserin dieser Zeilen) bedeutet es: mindestens 100 graue Haare mehr und den Wunsch nach einem Sauerstoffzelt. Dafür bleibt keine Zeit. Fensterscheibe runterkurbeln, wild mit den Händen gestikulieren, den Hintermännern klarmachen, dass man nicht aus Jux und Tollerei wie eine Schnecke nächtens über die Staatsstraße schleicht. Und den verdammten K . . . irgendwie von der Fahrbahn bringen. Doch das Hundchen (ist der süß) denkt gar nicht daran. Okay. Das eine Mal. Noch nie wurde die Hupe in diesem Wagen benutzt. Es ist das zweite Mal in jener Nacht, dass ein ohrenbetäubendes "TRRRRÖÖÖÖÖÖTTTTTTT" erklingt. Das gibt dem kleinen Wuschel den Rest, er biegt in eine Hofeinfahrt ein.

Dort geschieht das Wunder, das Wunder von Beuerberg. Menschen kommen aus dem Haus, sind nicht grantig wegen der nächtlichen Ruhestörung, nein, sie nehmen sich des Tierchens an, reichen Wasser und Wienerle. Der Hund beruhigt sich, lässt sich ein Geschirr umlegen. Gott sei Dank!

Es kommt noch besser: Ein Polizist und seine Frau haben den Hund, der kein Halsband umhat, über Nacht bei sich aufgenommen, bis das Geltinger Tierheim sich seiner annahm. Dort hatten sich schon die Besitzer gemeldet. Ronja, sieben Jahre alt, war ausgebüxt, aber ist jetzt wieder glücklich zu Hause.

© SZ vom 23.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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