Mitten in der Region:Schweinebraten statt Tofuburger

Schweinebraten mit Knödel und Soße

Der Schweinebraten gehört zu Bayern.

(Foto: Victoria Bonn-Meuser/dpa)

In Bayern dürfte die Kampagne, den Klimawandel durch veganes Essen zu bekämpfen, krachend scheitern

Kolumne Von Gerhard Wilhelm

Die zwölfjährige Genesis Butler reiste kürzlich in die Vatikanstadt, um Papst Franziskus persönlich zu treffen. Der Grund ihrer Visite: Sie wollte dem Papst eine Million Dollar anbieten, sollte er zustimmen, eine pflanzliche Ernährung auszuprobieren, also vegan zu essen, um ein Signal zu senden, den Klimawandel durch Ernährungsumstellung zu bekämpfen. Butler ist Teil der Kampagne "Million Dollar Vegan", mit der Aufmerksamkeit auf die Auswirkungen der industriellen Tierhaltung gelenkt werden soll.

Zum Glück lebt der Papst nicht in Bayern, sondern in Rom. Und die Italiener sind auch mehr bekannt für Pasta und Pizza, wozu man keine Tiere schlachten muss - obwohl auf Pizza Salami halt schon auch eine Salami gehört. Auch, wenn sich auf mancher Fertigpizza die beliebte Salami häufig als alles andere als edel entpuppt. Aber wer seine Pizza liebt, macht sie eh selber.

Im überwiegend den alten Traditionen verhafteten Bayern dürfte die Kampagne trotz aller Bemühungen von Tier- und Naturschützern, veganes Essen durchzusetzen, eher krachend scheitern. Schon ein Rundgang durch Bad Tölz oder Wolfratshausen zeugt vom Widerstand, wenn man sich ansieht, was zum Mittagstisch angeboten wird: "Schweinebraten, Krustenbraten, Knödel, Salat" oder "Schnitzel, Pommes, Salat". Von den vielen Leberkäs- oder Fleischpflanzerlsemmeln to Go ganz zu schweigen. Und wenn die Mama daheim am Sonntag zu Mittag ruft, dann dampft in der Regel eher das Blaukraut zum Schweinebraten und der Semmelknödel suhlt sich in der dunklen Soße. Dazu für den Papa noch ein Bier. Immerhin das ist vegan. Würde ein Tofuburger auf knackigem Blattsalat auf den Tisch kommen, wäre der Familienfrieden wohl schnell zu Ende.

Ob der amtierende Papst Franziskus vegan leben will, ist übrigens nicht bekannt geworden. Bei seinem Vorgänger wäre vielleicht die Antwort klar gewesen. Benedikt XVI., bürgerlich Joseph Aloisius Ratzinger, wurde in Marktl geboren. Im oberbayerischen Landkreis Altötting.

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