Mitten in der Region:Putzis Macht

Eine Spülmaschine soll einem eigentlich Zeit schenken. Doch der Modus ihrer Befüllung ist Nährboden für lange Diskussionen

Kolumne von Nicole Graner

Sie soll eigentlich Probleme lösen. Oder zumindest Zeit schenken. Nicht abwaschen müssen, Töpfe schrubben oder Gläser polieren. Reinstellen und gut ist's. Doch die Spülmaschine verschafft keine Zeit, sie klaut welche. Denn der Modus ihrer Befüllung ist der Nährboden für immer gleiche Diskussionen - vorwiegend mit dem Partner. "Sag mal, hast du die . . ." Beginnt eine Frage morgens so, dann ist es mit ziemlicher Sicherheit die Spülmaschine. " . . . eingeräumt? Ja, das war ich!"

Und es folgt, was folgen muss: Die Ansage, wie "Putzi" richtig befüllt werden müsse. "Schatz, das ist doch gar nicht so schwer!" Löffel zu Löffel, Messer zu Messer - schön geordnet im Besteckfach. Große Teller nach hinten, damit Platz für Töpfe ist. Wahlweise auch anders herum. Ja, und die kleinen Gläser, Kaffeebecher und kleine Schälchen bitte ordentlich nach Größe und ganz bestimmt keine kleinen Teller dazwischen!

Ja, sieht schon schön aus, wenn Mann das sortiert. Klar, braucht halt auch ein bisschen mehr Zeit, die Frau oft nicht hat, weil sie vorher schon mit dem Hund Gassi gegangen ist, ihm Fresschen gemacht, eine Waschmaschine angestellt und die Einkaufsliste für die Besorgungen nach der Arbeit geschrieben hat . . . "Sorry, aber das ist doch nicht so schlimm. Okay, dann gehst du eben morgen mit dem Hund, und ich räume Putzi ein." "Nein, nein, lass mich mal lieber!" Also doch eher eine Machtfrage? Ist die Spülmaschine der Ausgleich zum schlechten Gewissen, weil Frau schon so viel erledigt hat?

Und ehrlich. In einer vierköpfigen Familie, in der die schon erwachsenen Kinder nebst dem Freund und der Freundin Putzi bedienen, ist Einräumchaos programmiert. Aber - und das beruhigt Frau sehr - Männer können per se die Geschirre nicht perfekt einräumen. Ganz und gar nicht. Der Freund der Tochter zum Beispiel zwickt kleine Teller, wo es nur geht, in die Zwischenräume. Die Gläser? Ein Verhau. Das Besteck? Kreuz und quer. Tja, ist für junge Studenten wohl auch eine Zeitfrage. Bloß: Da schimpft der Schatz nicht.

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