Jahrelang hat man sich darüber geärgert, immer gerade dann in Urlaub fahren zu müssen, wenn alle fahren. In den großen Ferien, im August, wenn sich alles an den Stränden drängt, wenn Campingplätze, Hotels und Restaurants voll sind und alles doppelt so teuer ist wie sonst. Jetzt endlich ist diese Zeit vorbei. Keine schulpflichtigen Kinder mehr, das Berufsleben hinter sich gebracht. Jetzt kann man auch im September oder Oktober in den Süden reisen, die Ruhe dort genießen und sich darüber freuen, im Gastland hofiert zu werden.
Den Urlaubsmonat August kann man schließlich auch zu Hause genießen, dachte man. Ist ja auch hier im Hochsommer ganz schön, auf der lauschigen Terrasse oder im Garten sitzen, am sonnigen Badeweiher liegen, sich in schattigen Biergärten aufhalten. Und einkaufen in den Geschäften, die einem vertraut sind, die alles haben, was man braucht, die man nicht lange suchen muss.
Doch wie das Leben so spielt, manchmal kommt es anders, als man denkt. Der August ist nicht heiß und trocken, allenfalls ist es an manchen Tagen schwül, meist aber kühl und regnerisch. Und das Einkaufen gestaltet sich auch nicht so einfach. Der Metzger, der Bäcker, das Obstgeschäft, alle haben zu, machen Betriebsurlaub. Auch an so manchen Wirtschaften hängen Schilder: "Wir machen Ferien". Weil jetzt alle Urlaub machen und eh keine Gäste und Kunden kommen. Selbst auf dem Wochenmarkt fehlen Händler. Veranstaltungen finden auch kaum statt, das Fernsehprogramm bietet Olympia und ansonsten ausschließlich Wiederholungen. Kleinere Ausflüge in die Berge sind nicht ratsam, weil sich dort die Touristen drängen und die Autobahnen hoffnungslos verstopft sind. Aber zum Glück gibt es ja noch das Buch. Ob die Sonne scheint, ob's stürmt oder schneit, Lesen geht immer, auch im August.