Mitten in der Region:Bitte recht freundlich

Ob man sich nun des besseren zwischenmenschlichen Miteinanders zuliebe der bewaffneten Kampfkünste befleißigen sollte, ist eine These, die durchaus noch nicht komplett ausdiskutiert ist...

Kolumne von Wieland Bögel

Höflichkeit wird ja gemeinhin mit hoher Kultur und Zivilisiertheit assoziiert, wenn nicht gar gleichgesetzt. Komplett anderer Ansicht war da allerdings der amerikanische Schriftsteller Robert Ervin Howard, was vielleicht auch daran liegt, dass er ausdrücklich kein Vertreter der Hochkultur war, sondern vor gut 100 Jahren den Charakter "Conan der Barbar" erfunden hat. Der hat es wesentlich später zu filmischem Ruhm gebracht auch mit Hilfe eines Österreichers, der es wiederum später zum Gouverneur von Kalifornien gebracht hat, aber das ist ja hinlänglich bekannt. Weniger bekannt dürfte eine Überlegung Howards zum menschlichen Miteinander sein, wonach unzivilisierte Personen wesentlich höflichere Zeitgenossen sind als zivilisierte, weil letztere sich Frechheiten leisten können, ohne das Risiko eines gespaltenen Schädels einzugehen.

Ein Argument, das in der Tat nicht von der Hand, beziehungsweise von Axt oder Schwert zu weisen ist. Ob man sich nun aber des besseren zwischenmenschlichen Miteinanders zuliebe der bewaffneten Kampfkünste befleißigen sollte, ist eine These, die durchaus noch nicht komplett ausdiskutiert ist. Außer offenbar hierzulande. Denn dort kann von Oktober an jeder ab acht Jahre bei einer VHS in der Region die traditionelle japanische Schwertkampfkunst erlernen. Zwar versprechen die Organisatoren maximale Sicherheit durch leichte und stumpfe Holzschwerter, wer indes kein derartiges Gerät besitzt, sollte sich dennoch dem Besitzer eines solchen gegenüber um eine gewisse unzivilisierte Höflichkeit bemühen.

Möglicherweise ist dies ja die Lösung für das Problem der so oft beklagten schlechten Umgangsformen der heutigen menschlichen Gesellschaft. Die einfach zu zivilisiert geworden ist, um noch so höflich zu sein, wie es zu Zeiten Conans üblich war, als jeder Frechheit und Pöbelei noch mit der Forderung nach einem Schwerterduell begegnet wurde. Vielleicht weist ja der japanisch-oberlandler Weg in die Zukunft einer ungeahnten Nettigkeit: Wer freundliche Menschen möchte, muss einfach mehr Schwert wagen.

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