Mitten in Bad Tölz:Zu kalt für die Vernunft

Oktobernächte können empfindlich kalt werden. Da kam ein nicht mehr ganz nüchterner 19-Jähriger auf eine Idee, wegen der er nun vor Gericht stand

Von Barbara Briessmann

Eine Nacht im Oktober: Der junge Mann holt seine Freundin in Miesbach mit dem Auto ab, zusammen wollen sie in Bad Tölz schön essen gehen und ein bisschen feiern. Das tun sie auch bis Mitternacht. Nüchtern sind sie beide nicht mehr. Darum greift der 19-Jährige zum Handy und ruft einen Freund an, der sogleich in einer kleinen Gemeinde nahe der Kurstadt losfährt, um das Paar abzuholen. Klingt vernünftig.

Doch das Warten zieht sich hin, und Oktobernächte können empfindlich kalt sein. Die Freundin friert. Das bringt den jungen Mann auf "eine ausgesprochen blöde Idee, für die Sie jetzt büßen müssen", wie der Richter am Wolfratshauser Amtsgericht am Donnerstag in seiner Urteilsbegründung sagt. Der Kavalier nämlich handelt aus Sorge um die geliebte Person gegen alle Vernunft. Er bitte die Frau in sein Auto, lässt den Motor an und dreht auf dem Rewe-Parkplatz am Moraltpark ein paar Runden, um den Wagen "warm zu kriegen" und ihn dann wieder abzustellen - behauptet er zumindest vor Gericht zu seiner Verteidigung. Dieser "Schmarrn", wie der Angeklagte selbst sagt, ruft die Polizei auf den Plan, die ihn kontrolliert, blasen lässt und sogleich ins Krankenhaus zur Blutentnahme mitnimmt: 1,43 Promille Alkohol hatte der damals 19-Jährige im Blut.

Wegen fahrlässiger Trunkenheit muss er sich vor Gericht verantworten, weil eben auch auf einem Parkplatz die Straßenverkehrsordnung gilt und obwohl er ohne Unfall oder Schaden über die gedrehten Runden gekommen ist. Die Geldstrafe über 500 Euro und die Auflage, drei Gespräche bei der Caritas-Suchtberatung zu führen, nimmt der Azubi klaglos an. Was ihn allerdings sehr schmerzt, sind die fünf Monate, die er weiterhin auf seinen Führerschein verzichten muss. Wegen seiner Ausbildung hat er weite Wege zurückzulegen. Da muss er sich jetzt noch eine ganze Zeit lang chauffieren lassen. So wie er es in jener Nacht vorhatte. Ein Vorhaben, das von Kälte und Gefühlen vereitelt wurde.

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