Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bad Tölz:Warten vor Weihnachten

Statt Christkindlmarkts-Waren bieten Stände in der Tölzer Markstraße einen besonderen Service an...

Glosse Von Klaus Schieder

Es ist schon wirklich traurig, dass der Christkindlmarkt in Bad Tölz wegen Corona abgesagt werden musste. Da freut man sich das ganze Jahr auf die oh wie fröhlichen Besucher an den Glühweinständen, das ewige Flugzeugstartgeräusch des Kinderkarussells unterm Bürofenster, die festliche Duftmarke des Käsestands - und dann so was. Aber eine Handvoll Buden soll es trotz allem geben. Wenn schon nicht die Himmel, so wollen doch wir an dieser Stelle den Unternehmerverein "Wir für Tölz" rühmen, der eine göttliche Eingebung hatte: Zwei Stände sollen in der Marktstraße stehen, wo die Kunden ihre Einkäufe aus den Geschäften als Geschenke verpacken lassen können. Das kommt vor allem unsereinem zugute, der die verwickelte Auseinandersetzung mit Schere, Buntpapier und Tesa-Film fast immer verliert. Da kann man das Präsent noch so liebevoll ausgesucht haben: Am Heiligen Abend liest man in den Augen des Beschenkten erst mal die Frage, was das denn, bitteschön, sein soll.

Die beiden Verpackungsbuden sind also ein guter Grund, seine Weihnachtseinkäufe heuer in Tölzer Geschäften zu tätigen, was der Unternehmerverein ja auch beabsichtigt. Früher wurde das oft im Laden selbst von den Verkäuferinnen erledigt, aber in Corona-Zeiten reichte die Warteschlange vor der Tür sonst vermutlich bis zur Isarbrücke. Schon jetzt stehen die Kunden ja mit Sicherheitsabstand auf dem Pflaster der Fußgängerzone an, dabei ist noch gar nicht Advent. Wir müssen also aufpassen, wo wir uns einreihen. Die kleine Schlange links wartet vor dem Schuhgeschäft, während jene große, die quer zur Marktstraße vor der Konditorei links ..., oder doch eher rechts vor dem Modeladen ... , aber von oben herab wird diese Wartereihe fast gekreuzt von den Leuten, die vor dem Juweliergeschäft... oder vielleicht auch vor der Parfümerie ...

In der Vorweihnachtszeit ist jedenfalls zu empfehlen, die Umstehenden zu fragen, wo sich die beiden zusätzlichen Wartekolonnen fürs Geschenke-Einpacken befinden. Es wäre auch zu ärgerlich, würden wir uns da falsch einreihen. Schließlich möchten wir heuer in dem kleinen Laden in der unteren Fußgängerzone eine große Krippe kaufen, mit Josef, Maria und Christkind, mit Ochs und Esel, den Heiligen Drei Königen, 15 Hirten, 25 Schafen, zehn Ziegen, fünf Kamelen, Almhütte, Lagerfeuer und so weiter. Das muss alles hübsch eingepackt werden. Einzeln, versteht sich.

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Quelle:
SZ vom 25.11.2020
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