Manchmal sind Einbrecher ein skurriler Menschenschlag. Vor zwei Jahren drangen Vertreter dieser Traditionsbranche in einen Kiosk in Bad Tölz ein, verschmähten Bargeld und Zigaretten, nahmen dafür aber tausende Lotteriescheine mit. Bis heute ist unklar, ob sie ein paar davon ausfüllten, und sich der Beutezug für sie wenigstens so rentierte. Nun meldet die Polizei einen Fall, in dem ein anderer Repräsentant dieses Metiers den Briefkasten eines Früchtegroßhandels in Tölz aufbrach. Er nahm die gesamte Post mit, ebenso den Schlüssel für einen Lastwagen, der gleich daneben stand. Wer jetzt vermutet, dass er den Lkw praktischerweise zum Abtransport klaute, der irrt. Sofern er keine Tasche bei sich hatte, klemmte er sich den ganzen Papierkram unter den Arm und verschwand zu Fuß.
Über das Motiv können wir bloß spekulieren, denn wer weiß schon genau, was so alles im Postbehälter eines Früchtegroßhandels landet, das sich zu stehlen lohnt. Auf seiner Flucht dürfte der Einbrecher aber ähnlich beladen gewirkt haben wie wir auf unseren fast täglichen Gängen vom Briefkasten zum Müllhäuschen. In den Zeiten von E-Mails wirft der Postbote ja allenfalls noch Rechnungen durch den Schlitz, vor allem aber Unmengen Flyer von Pizzadiensten, Steuerberatern, Event-Veranstaltern oder Fahrzeugpflegefirmen, die eine komplette Pkw-Innenreinigung für sagenhaft günstige 119 Euro anbieten. Und natürlich ein dickes Anzeigenblatt, das mit all den eingelegten Prospekten nur aus dem Spalt herauszubekommen ist, wenn wir mit beiden Händen und in Rückenlage fest ziehen und zerren, worauf das Papier in der Regel zerreißt und die Broschüren kilogrammweise zu Boden plumpsen. Deshalb wären wir gar nicht böse, wenn der Früchtegroßhandel-Einbrecher einmal unseren Briefkasten in Betracht zöge. Um etwaige Aufhebelschäden zu vermeiden, würden wir ihm sogar den Schlüssel reichen.