Mitten in Bad Tölz:Der Friseur, dein Lebensretter

Erste-Hilfe-Kurse sind wichtig, vor allem für riskante Berufsgruppen. In Tölz gibt es nun extra einen für Hairstylisten - damit sie die Kunden von den Folgen ihrer Kunst retten können.

Von Klaus Schieder

Wer den normalen Führerschein macht, muss einen Erste-Hilfe-Kurs in der Basisversion absolvieren, der die optimistische Bezeichnung "Lebensrettende Sofortmaßnahmen am Unfallort" trägt, kurz: LSMU. Vor knapp vier Jahrzehnten begaben auch wir uns an einem sonnigen Samstag zu einer solchen LSMU, hörten uns schläfrig die Fachvorträge an, knieten Stunden später vor einer klebrigen Puppe, um leicht angewidert die Mund-zu-Mund-Beatmung zu üben, und verrenkten einen anderen Kursteilnehmer auf einer Bodenmatte in eine instabile Seitenlage. Danach wollten wir niemandem geraten haben, in unserem Beisein jemals in einen Unfall verwickelt zu werden.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Erste-Hilfe-Kurse sind enorm wichtig. Verletzungsgefahr dräut nicht bloß im Straßenverkehr, ebenso in vielen Jobs. Man denke an: Gerüstbauer, Zirkusartist, Hochhausfensterputzer, talentloser Straßenmusikant. Vielleicht noch an eine Verwaltungsfachangestellte im Tölzer Liegenschaftsamt, die vor dem Rathaus-Umbau ja nicht ungefährdet war. Vor diesem Hintergrund kann der BRK-Kreisverband kaum genug gewürdigt werden, der jetzt in Bad Tölz einen Erste-Hilfe-Kurs speziell für Friseure und Friseurinnen anbietet. Auch das ist schließlich ein Beruf mit einem erhöhten Risikopotenzial.

Dabei muss man nicht gleich an Wilhelm Busch und den Bauern Dümmel denken, der von Fipps, dem Affen, im Frisiersalon die Haare geschnitten bekommt: "Die Schere zwickt, die Haare fliegen; dem Dümmel macht es kein Vergnügen. Oha! Das war ein scharfer Schnitt, wodurch des Ohres Muschel litt." Weil ein Friseur heute ein Hairstylist ist, also ein Virtuose mit Schere und Kamm, kommen derlei Unfälle schon seit langem nur noch in Bildergeschichten vor. Dazu braucht es keinen Lehrgang. Die Inhalte des BRK-Kurses sind denn auch ganz andere. So stehen unter anderem Sofortmaßnahmen gegen Bewusstlosigkeit, Kreislaufstillstand und Schlaganfall auf dem Programm. All das eben, was hippe Frisuren so auslösen können - wenn der Kunde zu spät in den Spiegel schaut.

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