Mitten im Urlaub:Rückkehr gerettet

Handy weg, Geldbeutel weg, Autoschlüssel - und das im Ausland. Zum Glück gibt es moderne Technik

Kolumne von Astrid Becker

Das Jahr fängt schon gut an. Gut, weil es am Starnberger See beginnt. An einem Ort, an dem das Jahr fast nicht begonnen hätte. Und das alles nur, weil man, anders als bisher, beschlossen hat, über die Weihnachtsfeiertage die Familie in einem Dorf im Süden Spaniens zu besuchen - und bei dieser Gelegenheit noch den "Rebajas" zu frönen. Oder dem Ausverkauf, wie es hierzulande heißt. Also setzt man sich am Freitag ins Mietauto und fährt zum Shoppen in die nächstgelegene Kleinstadt.

Gleich im ersten Geschäft wird man fündig; Kleider, Pullis, Jacken und Hosen stapeln sich in der Umkleidekabine. Am liebsten würde man alles kaufen, doch das gibt der Geldbeutel nicht her. Während man vor dem Spiegel, nur zwei Meter von der Kabine entfernt, sich dreht und wendet, überlegt, ob denn das graue Kleid besser ist als der schwarze Pullover, beobachtet man eine Dame, die in die Kabine geht. Man hört sich selbst auf Spanisch sagen: "Was machen Sie in meiner Kabine?" - und wundert sich zehn Minuten lang über den barschen Ton, den man angeschlagen hat. Nach elf Minuten weicht die Scham darüber der Wut. Denn manches von den schönen Dingen, die zuvor in der Kabine waren, ist plötzlich verschwunden: etwa die eigene Handtasche samt Geld, Bankkarten, Ausweis, Handy, Autoschlüssel. Die Entscheidung ist einem also abgenommen worden: An diesem Tag wird nichts gekauft. Die Wut darüber ist aber schnell verraucht, es folgt die Panik: Wie kommt man ohne Autoschlüssel und Geld wieder zurück? Wie verständigt man die liebe Familie ohne Handy, zumal man deren Nummern nicht auswendig weiß, weil man sie ja im Handy gespeichert hat. Und wie, und das ist dringendste Frage, kann man am Wochenende in Spanien an neue Papiere gelangen, mit denen man am frühen Montagmorgen wieder zurück nach Deutschland fliegen muss? Auf diese Frage weiß man sofort eine Antwort: gar nicht.

Als die Verzweiflung schier übermächtig zu drohen wird, kommt die Rettung. Eine andere Deutsche bietet an, einen zurück ins Dorf und zur Familie zu bringen. Dort, und die Idee schießt einem plötzlich in den Kopf, dort ist doch das Tablet. Und über das Tablet lässt sich das Handy orten. Gesagt, getan. Das Tablet entdeckt das Handy, allerdings nicht in der Kleinstadt, sondern ganz woanders. Aber egal, nichts wie hin.

Und tatsächlich: Dort, in einem Müllcontainer, liegt, fein säuberlich in einer Plastiktüte verpackt, die Handtasche. Das Geld aus der Börse ist zwar weg, aber alles andere da: die Bankkarten, die Brille, das Handy und der Ausweis. Der Flug zurück nach Deutschland ist gerettet. Silvester damit auch - und ein richtig guter Jahresbeginn am Starnberger See.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: