Mitten im Landkreis:Stresst nicht die Vierbeiner

Hunde und Katzen haben ein feines Gehör. Silvester ist für sie der reine Horror. Deshalb sollte man ihretwegen auf die Knallerei verzichten

Kolumne von Thekla Krausseneck

Na, schon Silvesterknaller gekauft? Ein paar hübsche Raketen? XXL-Batterien? Bombenrohre? Oder diese lustigen Räder, die Funken in alle Richtungen sprühen und dabei wie verrückt durch die Gegend surren? Wer an Silvester knallt, der macht, was man halt immer schon gemacht hat. Und er hat persönlich sicher auch einen Mordsspaß dabei. Vielen Tieren geht es da ein bisschen anders. "Silvester ist der Horror für viele Haustiere", schreibt die Tierschutzorganisation Tasso. "An keinem anderen Tag verschwinden so viele geliebte vierbeinige Freunde wie am letzten des Jahres." Allein an Silvester 2016 seien 782 Tiere entlaufen: Hunde erschraken, rissen sich los, suchten das Weite. Und Katzen trauten sich nicht mehr nach Hause oder verliefen sich, weil sie vor lauter Angst von ihren gewohnten Wegen abgewichen waren. Tassos Erfahrungswerte zeigen: Auch dieses Jahr wird es wieder passieren. Also am Sonntag. Die Zahlen des vergangenen Jahres gewähren gewissermaßen einen Blick in die Zukunft.

Während manche Tierbesitzer ganz entspannt bleiben können, weil ihre Vierbeiner die Silvesternacht einfach verschlafen, sitzen andere mit panischen Katzen in abgedunkelten Badezimmern. Manche Katzen sind noch tags darauf nervös oder bleiben wochenlang misstrauisch. Andere bekommen schon Tage im Voraus Beruhigungsmittel. Es gibt Hundebesitzer, die mit ihren Tieren an Silvester in ruhigere Gegenden fahren, um ihnen den Stress zu ersparen. Und Menschen, die gegen Mitternacht die Jalousien herunterlassen und Musik einschalten, damit ihre Tiere so wenig wie möglich mitbekommen - weil deren Gehör so viel feiner ist als das des Menschen, so dass ihnen die ohnehin schon lauten Raketen noch mal deutlich lauter erscheinen. Das betrifft Wildtiere ebenso - nicht nur Rehe oder Füchse, sondern auch Fledermäuse und Vögel. Meteorologische Radarmessungen der Universität Amsterdam haben gezeigt, dass mit Beginn des Silvesterfeuerwerks fliegende Tiere wie Meisen, Enten und Fledermäuse aus dem Schlaf schreckten und die Ortschaften panisch zu verlassen versuchten. Manche flogen dabei sehr viel höher als gewohnt und verloren die Orientierung. Das kann tödliche Folgen haben. Die Panik ist ein immenser Kraftakt für Tiere, die im Winter kaum Futter finden und entsprechend wenig Energie haben.

Man muss das Feuerwerk nicht gleich komplett verbieten. Nur das der Amateure. Gäbe es in jeder Kommune ein professionelles Feuerwerk, hätte das noch andere Vorteile. Die Straßen wären tags darauf nicht voller Müll. Die Feuerwehr müsste weniger Einsätze fahren und es gäbe in den Straßen kaum noch Rauch - der hohe Konzentrationen von Blei, Strontium, Antimon und anderen giftigen Metallen enthält und vor allem Asthmakranken schaden kann. Fürs erste könnte es aber auch reichen, einfach keine Knaller zu kaufen. Ein paar Wunderkerzen und Sekt sind doch auch schön.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: