Mitten im Internet:Bairisch für Fortgeschrittene

Hin und wieder kommt es auch bei Einheimischen vor, dass Wörter auftauchen, die sie im ersten Moment so gar keiner Bedeutung zuordnen können...

Glosse von Jaqueline Lang

Vor Verschwörungsmythen und Fake News im Netz muss man sich in Acht nehmen, auch mit dem virtuellen Hass ist keineswegs zu spaßen. Abgesehen davon sind gerade die sozialen Netzwerke aber auch Orte der Erheiterung und ja, auch Orte, an denen man noch so einiges lernen kann. Das ein oder andere bayerische Wort zum Beispiel.

Nun muss man wissen: Die Autorin dieser Zeilen ist entgegen der Behauptung ihrer Tante kein "Saupreiß", spricht aber eben doch besser Hochdeutsch als Bairisch. Und: aufgewachsen ist sie mit Oberpfälzerisch, nicht Oberbairisch. Trotzdem würde sie wohl von sich behaupten, es auch mit einem gestandenen Bayern, einer waschechten Bayerin aufnehmen zu können. Also sprachlich, versteht sich. Hin und wieder kommt es aber dann doch vor, dass Wörter auftauchen, die sie im ersten Moment so gar keiner Bedeutung zuordnen kann. Jüngst geschehen beim Scrollen durch Facebook. So schrieb dort vor wenigen Tagen eine Userin: "Mei des san heid garwindn..." Was bitte?

Die Kommentare unter dem Post, das kann man nicht anders sagen, tragen nicht unbedingt dazu bei, dass Licht in den Wörterwald kommt. "Warn scho moi gräßer", schreibt einer. "Warts ab. Des kimmt scho no. Is erst der ofang", lautet darauf die Antwort. Und als eine Userin ein Bild von auf dem Boden liegenden und leicht angezuckerten Weihnachtsbäumen postet, schreibt gleich jemand: "Des san jetzt aber koane garwindn. Des san müde hübsche baamerl". Als dann die Frau, die die "Baamerl" gepostet hat, darauf antwortet: "Des san Auswirkungen" ahnt man so langsam, um was es sich bei Garwindn handeln könnte. Es muss wohl irgendwas mit Wind zu tun haben.

Eine kurze Google-Suche bringt dann endgültig Klarheit: Als "a Gawindn", ohne "r" übrigens, bezeichnet man in Oberbayern offenbar eine Schneeverwehung. Wo das Wort genau herkommt, ist laut einem Beitrag des BR aus dem Jahr 2010 in Fachkreisen umstritten, "aber höchstwahrscheinlich steckt da das Dialektwort ,gar' drin, im Schriftdeutschen bedeutet es ,jäh' und ,windn'". Vermutlich wird demnach also etwas jäh mit dem Wind herbeigeblasen, in diesem Fall: Schnee. Tja, wieder was gelernt.

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