Mit Kanonen gegen Schmuddelwetter:Weiter weiß

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Der Arbeitskreis Wirtschaft der Landtags-CSU berät in Lenggries über die Zukunft des bayerischen Wintertourismus. Die heimischen Bergbahnbetreiber und Lokalpolitiker setzen auf Schneekanonen

Jessica Christian

- Es regnet. So hatten sich die Beteiligten das nicht vorgestellt. Waren sie doch extra zum Arabella Brauneck Hotel in Lenggries gefahren, um über das Thema Tourismus in der Region zu reden. Statt Sonnenschein und Schnee erwartet sie dort Schmuddelwetter. Derartiges Wetter halten Experten wegen des Klimawandels künftig deutlich häufiger in Bayern für möglich, weshalb sich die Frage stellt, wie es mit dem Wintertourismus in den bayerischen Bergen weitergehen soll.

Der Arbeitskreis Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie der Landtags-CSU hat für den Donnerstag zu einer Sitzung nach Lenggries eingeladen, bei der es um eben dieses Thema gehen soll. Mit dabei der wirtschaftspolitische Sprecher der Landtags-FDP, Dietrich von Gumppenberg, die Bürgermeister Josef Janker (Bad Tölz) und Werner Weindl (Lenggries) sowie Vertreter des Tourismusgewerbes. Erwin Huber, Vorsitzender des Arbeitskreises und früherer CSU-Vorsitzender, will von den Ortsansässigen erfahren, wie die gute Position Bayerns im Tourismus zu stärken und auszubauen ist.

Um dies zu ermöglichen, wollen Bergbahnbetreiber und CSU-Politiker vermehrt auf Beschneiung setzen. Sie wollen sich davon auch durch Naturschützer nicht abbringen lassen. Peter Lorenz, Geschäftsführer der Brauneck-Bergbahn, hat 2012 einen neuen, umstrittenen Speicherteich bauen lassen, für etwa 2,4 Millionen Euro. Dafür wurde er mit dem "Bock des Jahres" der Umweltorganisation "Mountain Wilderness" ausgezeichnet - den er aber nicht annahm.

Ungefähr zwölf Millionen Euro habe er in den vergangenen Jahren investiert, sagt er. Durch die Mehrwertsteuersenkung für Bergbahnen habe er einsparen können, so könne er nun investieren. Momentan plant Lorenz den Bau eines Sessellifts. Weindl sieht die Beschneiung als eine der Schlüsselkomponenten, um das Skigebiet Brauneck attraktiv zu halten: "Es muss möglich sein, dass man Pisten beschneien darf. Dazu gehört auch, dass man Speicherseen bauen darf."

Hans Zintel, Geschäftsführer der Blombergbahn bei Bad Tölz, hat ein Problem mit der reduzierten Mehrwertsteuer. Denn bei ihm spiele das Geschäft im Sommer eine wichtige Rolle, die auf sieben Prozent reduzierte Mehrwertsteuer für Lifte gelte nur im Winter. Da könne er nichts machen, sagt Huber, man kämpfe bereits gegen eine erneute Erhöhung.

Lydia Hofherr lobt die Senkung der Mehrwertsteuer für Übernachtungen. Aus Sicht der Wirtin des Posthotels Hofherr in Königsdorf sei diese mehr als notwendig gewesen. Schließlich habe die Konkurrenz in Österreich längst einen steuerrechtlichen Vorsprung. "Was hilft die schönste Bergbahn, wenn die Hotels hässlich sind?" Sie habe die Reduzierung genutzt, um einen Hotelflügel zu renovieren.

Weindl betont, der Tourismus, der auch im Sommer stark sei, sei nicht der einzige Wirtschaftszweig in Lenggries. Er will auch künftig keine Monostruktur, sondern die Mischung der Wirtschaftszweige erhalten. Landwirtschaft, Handel und Handwerk müssten gestärkt werden.

Der Stimmkreisabgeordnete Martin Bachhuber, der dem Arbeitskreis nicht angehört, sowie Josef Janker wiesen auf Verkehrsprobleme hin, hervorgerufen auch durch die fehlende Nordumfahrung für Bad Tölz. Andreas Wüstefeld, der Leiter des Tölzer Land Tourismus, kritisiert das niedrige Marketingbudget und die geringe mediale Präsenz des Tourismus. In diesem Bereich hätten die Österreicher klar die Nase vorn. Er mahnte eine stärkere regionale Zusammenarbeit an.

© SZ vom 12.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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