Migranten:Willkommen in Geretsried

Migranten: Sozialarbeiterin Sibylle Ulbrich.

Sozialarbeiterin Sibylle Ulbrich.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Stadt hat ein Integrationskonzept erstellt, das allen Bewohnern gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen soll. Den Anfang macht ein Stadtplan für Neuankömmlinge

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Es ist endlich fertig: Der Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit (TVJA) und die Stadt Geretsried haben am Donnerstag ihr Integrationskonzept vorgestellt. Noch existiert das 20 Seiten umfassende Papier nur in einer gehefteten Druckfassung, bald aber soll es auch als Broschüre vorliegen. Das Konzept basiert auf Ideen und Anregungen aus den Integrationsforen, die seit 16 Jahren stattfinden, zuletzt immer in der Mensa der Karl-Lederer-Mittelschule. "Das Integrationsforum hat sich zu einer festen Größe etabliert", sagte Bürgermeister Michael Müller (CSU) am Donnerstag bei der zehnten Versammlung, der 30 Interessierte und Verbandsvertreter beiwohnten.

Das Integrationskonzept soll den vielen bislang existierenden Einzelmaßnahmen einen Rahmen geben, sagte Sandra Mader, die das Quartiersmanagement im Stadtteil Stein leitet und das Papier zusammen mit Sibylle Ulbrich vorstellte. Ziel sei es, jedem Menschen in der Stadt gesellschaftliche Teilnahme zu ermöglichen, die Ressourcen zu bündeln und Strukturen für nachhaltige Zusammenarbeit zu schaffen. Außerdem sollen die Barrieren für Zuwanderer gemindert werden. "Die eine Definition von Integration existiert nicht", heißt es in dem Papier; jede Kommune habe ihre eigene. Geretsried legt die seine so dar: Integration sei ein beidseitiger Prozess des Mitwirkens, eine Aufgabe der Gesellschaft, Status, sondern "ein immerwährender Aushandlungsprozess".

Das Konzept geht auf die von Flucht und Vertreibung geprägte Geschichte der Stadt ein, beschreibt das Integrationsverständnis, listet die bestehenden Netzwerke auf und geht auf Visionen ein. Es nennt Zahlen und Fakten: Demnach haben von den 26 117 Einwohnern Geretsrieds mehr als ein Viertel, nämlich 6893 Menschen, entweder keine deutsche oder eine doppelte Staatsbürgerschaft. Hinzu kommen viele Aussiedler, Spätaussiedler und Kinder, die zwar die deutsche Staatsbürgerschaft haben, deren Eltern aber im Ausland geboren wurden. "Die Stadt Geretsried blickt auf eine lange Zuwanderergeschichte zurück", schreibt der Bürgermeister im Vorwort. "Über 100 Nationalitäten leben heute in Geretsried zusammen."

Organisatorisch unterstehen alle Entscheidungen dem städtischen Ausschuss für Jugend, Senioren, Soziales, Kultur und Sport. Danach kommt die Lenkungsgruppe, bestehend aus dem Bürgermeister, Vertretern der Stadtverwaltung und des Stadtrats sowie der Leitung des TVJA. Auf der dritten Ebene stehen die städtische Fachstelle für Asyl und Koordination (Suzan Jarrar), die Referentin für Integration und Soziales (Stadträtin Sonja Frank, Freie Wähler) und die Koordinationsstelle Integration aktiv des TVJA (Sibylle Ulbrich). Diesem Leitungsblock unterstehen die Ideengeber des Forums, zu dem jeder kommen kann. Aus dem Forum sind fünf Arbeitsgruppen hervorgegangen, welche die Felder Arbeit, Soziale Teilhabe, Wohnen, Bildung und Sprache beackern. Fundament des Ganzen ist die Praxis: die gemeinsamen Projekte. Ein solches soll ein "Willkommensstadtplan" sein, der 80 Anlaufstellen auflistet, "die für Migranten als Informationsquelle und Erstsortierung wichtig sind". Dazu zählen Pass- und Meldewesen, Sprachschulen, religiöse Gemeinschaften oder das Jobcenter.

Ein Beispiel für eine Integrationsmaßnahme, welche die Karl-Lederer-Grundschule eigeninitiativ umgesetzt hat, sind die Lernpaten. 420 Kinder besuchen die Grundschule, 66 Prozent davon haben einen Migrationshintergrund, sagte Konrektorin Elke Goymann. Manche bekämen von ihren Eltern nicht die in diesen frühen Jahren der Schulzeit dringend benötigte Hilfe. Die Lernpaten sollen die Lücke füllen.

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