Süddeutsche Zeitung

Meistersolisten im Isartal:Kunststücke außer der Reihe

Von Reinhard Szyszka, Icking

Es muss nicht immer Streichquartett sein. Die "Meistersolisten im Isartal", sonst für hochseriöse Kammermusik zuständig, boten diesmal ein ungewohntes Klangerlebnis. Kein einziges Streichinstrument gab es zu hören, auch kein Klavier. Stattdessen: Flöte und Harfe. Und das Programm, das in Icking normalerweise aus drei bis vier gewichtigen Brocken besteht, setzte sich diesmal aus nicht weniger als zehn kleineren Stücken zusammen. Mag sein, dass einige Quartett-Puristen zu Hause geblieben waren; dafür waren andere Zuhörer gekommen, die sich gerade für diese Art Musik begeistern. Der kleine Konzertsaal im Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium war jedenfalls gut besucht. Eine Stunde vor Konzertbeginn hielt Robert Faessler einen Einführungsvortrag. Er sagte nicht nur zu jedem Werk ein paar Worte, sondern erläuterte auch die Funktionsweise einer Doppelpedalharfe mit Drehscheibenmechanik anschaulich. Multimedia-Technik machte es möglich.

Das Ehepaar Michael Martin Kofler (Flöte) und Regine Kofler (Harfe) begann sein Programm mit einer Sonate, die Johann Sebastian Bach zugeschrieben wird, aber wohl aus seinem Schülerkreis stammt. Hier zeigten sich gleich die Stärken des Duos: Klangschönheit, Virtuosität und Ausgewogenheit zwischen den Instrumenten. Flöte und Harfe verschmolzen so gut, dass man sich wunderte, warum es nicht mehr Originalmusik für diese Besetzung gibt. Die weitaus meisten Werke des Abends waren Bearbeitungen.

Von Bach über Mozart und Chopin tasteten sich die Koflers zum Eigentlichen vor: den französischen Werken aus Romantik, Impressionismus und Neoklassizismus. Die Vielfalt dieser Musik ist erstaunlich: Einfache, melodienselige Stücke stehen neben komplexen, virtuosen Kompositionen. Den Höhepunkt an Virtuosität hatten sich die Künstler für den Schluss aufgespart: "Karneval in Venedig" von Paul-Agricole Génin. Hier glänzte die Flöte mit rasenden Läufen, Sprüngen, Tonrepetitionen und anderen verblüffenden Kunststücken, so dass die "Bravo"-Rufe am Ende wohlverdient waren. Die Koflers bedankten sich mit zwei Zugaben.

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Quelle:
SZ vom 28.03.2017
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