Meinungsaustausch:Die Grundwassergeschädigten sagen Danke

Dein Geretsried - Dialog Direkt

Acht Jahre nach Gründung der Interessengemeinschaft Grundwassergeschädigter kann deren Vorsitzender Emmerich Wurst (links) Danke sagen, da die Stadt Maßnahmen ergriffen hat. Stadtbaurat Rainer Goldstein (rechts) freut sich.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Beim offenen Bürgergespräch in der Geretsrieder Egerlandstraße gibt es neben Kritik an Bebauungsplänen und Baumfällungen auch ein Lob für die Stadtpolitik.

Von Felicitas Amler

Städtebaulich gibt es in Geretsried alles Mögliche: Einfamilienhaus-Siedlungen, Etagenwohnungsviertel, hie und da ein Hochhaus. Die Stadt braucht wie alle Orte im Speckgürtel Münchens Wohnungen. Nachverdichtung ist daher eines der politischen Ziele. Allerdings nicht überall: Im sogenannten Blumenviertel etwa hat die Stadt zwischen Tulpenstraße und Maiglöckchenweg einen neuen Bebauungsplan aufgestellt - und bewusst die typische 45-Grad-Dachneigung festgeschrieben, die dort noch aus der Nachkriegszeit üblich ist. Die Anlieger aber ärgern sich darüber; einer kam deswegen am Dienstag zum offenen Gesprächsangebot mit Bürgermeister Michael Müller (CSU), Verwaltungsmitarbeitern und Stadträten auf den Grünen Markt in der Egerlandstraße.

Der 80-Jährige warf der Stadt vor, sie "knebele" die Besitzer der Häuser. Wer jetzt neu baue - und das würde sein Sohn unter anderen Bedingungen tun, so sagte er -, dem gingen gegenüber einer gewöhnlichen Dachneigung 40 Quadratmeter Wohnfläche verloren: "Rechnen Sie sich das aus", hielt er Müller vor, "das sind 120 000 Euro!" Der Bürgermeister erklärte, der Stadt gehe es eben darum, "die typische Siedlungsstruktur der Gartenstadt mit den Spitzgiebelhäusern zu erhalten". Es könne nicht quer durch die ganze Stadt dicht und hoch gebaut werden. Der Disput zwischen den beiden ging eine Weile hin und her - bis sich die nächste Bürgerin mit einem anderen Anliegen einschaltete.

Die neue Form des Bürgergesprächs unter dem Titel "Dein Geretsried - Dialog direkt" kommt in der Stadt gut an. Nach Gelting, Stein und dem Neuen Platz war nun das Gebiet rund um die Egerlandstraße dran. Kritik und Fragen drehten sich natürlich um die Großbaustelle am Karl-Lederer-Platz und den geplanten Abriss der Baugenossenschaftsblöcke an der Egerlandstraße. Den Bewohnern wurde in Aussicht gestellt, sie könnten in das geplante Neubaugebiet an der Banater Straße umziehen. Davor hat eine ältere Frau insofern Angst, als es dort kaum Geschäfte gebe und sie dann, so sagte sie dem Bürgermeister, viel Geld für häufige Busfahrten ausgeben müsste. Sie wünscht sich, dass außer den Wohnungen - derzeit sind mehr als 700 geplant - auch kleine Geschäfte angesiedelt werden.

Eine dankbare Stimme meldete sich sowohl bei Stadtbaurat Rainer Goldstein als auch bei Müller: Emmerich Wurst, der vor acht Jahren zusammen mit anderen Betroffenen die Interessengemeinschaft grundwassergeschädigter und -gefährdeter Geretsrieder (IGGG) gegründet hat. Damals hatte sich ein Phänomen gezeigt, das die Hausbesitzer jahrelang beschäftigte, denn bei Starkregen wurden immer ihre Keller überschwemmt. Erst unter Bürgermeister Müller hat der Stadtrat ein Grundwassermanagement in Auftrag gegeben. Und nun soll das Problem durch Abdichtung des Schwaigwaller Bachs behoben werden. "Die Bewohner des Blumenviertels sind dem Bürgermeister sehr dankbar", sagte Wurst.

Die wegen der Baustelle Karl-Lederer-Platz geschaffenen Schrägparkplätze in der Egerlandstraße sind aus Sicht mancher Bürger ein schwieriges Hindernis für Fußgänger. Eine ältere Frau sei fast am Laternenmast gelandet, berichtete eine Frau, "weil es so eng ist". Ein Mann pflichtete ihr bei: "Man hätte die Betonpoller stehen lassen müssen." Müller sagte, das sei nun für die Dauer der Baustelle der Kompromiss zwischen Autofahrern und Fußgängern.

Eine andere Frau konnte der Bürgermeister beruhigen. Die Anwohnerin des Traubenwegs beklagte die massiven Baumfällungen auf dem Grundstück hinter Autoteile Konrad: "Wenn ich auf den Balkon rausgehe, könnte ich heulen." Müller sagte, das sei alles mit rechten Dingen zugegangen: Die Bäume hätten wegen Borkenkäferbefalls entfernt werden müssen. Der Grundbesitzer müsse aber wieder aufforsten. Eine Halle, wie die Anwohnerin befürchtete, könne jedenfalls dort nicht gebaut werden.

Eine Bürgerin wünschte sich, dass die Stadt interveniert, wenn Wohnungs- oder Hausbesitzer ihr Eigentum jahrelang leerstehen ließen. Sie kenne allein vier Fälle, und sie finde es einfach "asozial", da es so viele Menschen gebe, die eine Bleibe suchten. Müller versprach nichts, ließ sich aber die Adressen geben.

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