Mein Tag:Die ganze Stadt als Basar

Mein Tag: "Diejenigen, die verkaufen, kommen zusammen, und diejenigen, die bummeln wollen, haben eine sehr gute Auswahl", sagt Ulrike Krischke.

"Diejenigen, die verkaufen, kommen zusammen, und diejenigen, die bummeln wollen, haben eine sehr gute Auswahl", sagt Ulrike Krischke.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ulrike Krischke freut sich auf den Wolfratshauser Gartenflohmarkt

Von Konstantin Kaip

Der Samstag wird ein besonderer Tag für Wolfratshausen. Das Leben ist ja dank der sich kontinuierlich minimierenden Inzidenz und des sommerlichen Wetters seit einigen Tagen auf die Straßen zurückgekehrt. Am 19. Juni aber wird die ganze Stadt von 14 bis 18 Uhr zu einem großen nachbarschaftlichen Basar: Der Hof- und Gartenflohmarkt, der im vergangenen Jahr pandemiebedingt ausfallen musste, findet wieder statt, und zwar im gesamten Stadtgebiet mit so vielen Teilnehmern wie noch nie. 210 Parteien haben sich angemeldet, an 129 Adressen in allen Ortsteilen, berichtet Stadträtin Ulrike Krischke), die den Flohmarkt 2016 in Wolfratshausen nach Münchner Vorbild initiiert hat.

"Viele tun sich zusammen", sagt sie. Auf Facebook habe sie einen Post gelesen von sieben Familien einer Hausgemeinschaft, die gemeinsam einen Stand betreiben werden. Ein Gewinn für alle, wie sie findet. "Diejenigen, die verkaufen, kommen zusammen, und diejenigen, die bummeln wollen, haben eine sehr gute Auswahl."

Auf der Website der Veranstaltung unter hofundgartenflohmarkt.de kann man eine Karte herunterladen, auf der alle Stände eingezeichnet sind: eine beeindruckende Verteilung roter Punkte über die ganze Stadt. Die große Resonanz zeigt, dass es beim Wolfratshauser Hof- und Gartenflohmarkt um mehr geht als kaufen und verkaufen. "Die Sehnsucht nach nachbarschaftlicher Normalität ist groß", sagt Krischke. Schon im Februar habe sie die ersten Anfragen bekommen, dass der Flohmarkt doch in diesem Jahr bitte wieder stattfinden solle. "Die Leute wollen rauskommen, mit anderen Menschen sprechen und die kleinen Geschichten hören, die man zu den Gegenständen erzählt, von denen man sich nach vielen Jahren trennt." Die Menschen, sagt Krischke, "brauchen so was."

Als sie im Mai anfing, die Veranstaltung zu planen - maßgeblich unterstützt von Eva Rühling und Ernst Wieser vom Nachbarschaftshilfeverein "Bürger für Bürger", der seit 2019 an Bord ist - waren die Beschränkungen und Inzidenzen noch hoch. Deshalb habe man bewusst darauf verzichtet, die Teilnehmer wie sonst dazu aufzurufen, den Tag auch für musikalische Darbietungen und ein Siedlungsfest zu nutzen, sagt Krischke. Viele hätten aber schon besondere Aktionen wie Hot-Dog- und Kuchen-Verkauf und Ähnliches angekündigt. Die Pandemie-Pause im vergangenen Jahr, glaubt Krischke, werde sich positiv auf den Flohmarkt auswirken. Schließlich hätten viele die Lockdowns genutzt, um ihre Keller zu entrümpeln. "Da müsste einiges da sein." Der Hof- und Gartenflohmarkt sei inzwischen etabliert und präsent in den Köpfen. "Die Leute wissen: Da kommt noch was." Viele hätten gewartet, statt die Sachen in einen Anhänger zu laden und mühsam woanders hinzubringen.

Krischke selbst wird am Samstag keinen Verkaufsstand betreiben. Aber sie werde einen Tisch vor ihre Einfahrt stellen, mit Dingen zum Verschenken, die ihre Familie nicht brauche, sagt sie. Um 14 Uhr wolle sie dann aufs Fahrrad steigen, durch die Stadt fahren, viele Fotos für die Website machen und mit den Leuten ratschen. "Ich will auch herausfinden, was sie gut oder schlecht finden und was man besser machen könnte", sagt Krischke. "Und wie es ihnen geht." Die Sehnsucht nach nachbarschaftlichem Kontakt ist auch bei ihr unüberhörbar.

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