Gastronomie:Freundschaft à la carte

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Fünf Gastronomen aus dem Oberland sind bei einer Fernsehkochshow gegeneinander angetreten. Doch schon während der Dreharbeiten wurden aus Konkurrenten Partner. Nun planen sie ein gemeinsames Food-Festival.

Von Benjamin Engel

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Wirtsleute sind naturgemäß eigentlich Konkurrenten. Sie streiten sich um fast alles - um die besten Rezepte, die besten Zutaten und natürlich vor allem um zahlende Gäste. Aber dass man sich in dieser umkämpfen Branche auch fabelhaft verbrüdern kann, zeigen derzeit fünf Gastronomen aus dem Oberland, die für eine Tegernsee-Ausgabe bei der Kabel-Eins-Sendung "Mein Lokal, dein Lokal" gegeneinander angetreten sind.

Die Folgen werden diese Woche ausgestrahlt. Doch schon während der Dreharbeiten hat sich unter den Teilnehmern eine Art Freundschaft entwickelt. "Wir sind die Wuiden Wirte", sagt Sebastian Miller, der mit seiner Frau Isabella im Dietramszeller Ortsteil Hechenberg den Moarwirt konsequent als Bio-Gasthaus betreibt. Der 41-jährige Koch versteht das mit den wilden Wirten durchaus programmatisch. "Wir sind ein wilder Zusammenschluss", sagt er. "Jeder ist so unterschiedlich und macht etwas ganz anderes." Und doch verbinde alle der gleiche Respekt für Lebensmittel und die Liebe zu regionalen Qualitätsprodukte. "Man tauscht sich aus über Lieferanten und Einkaufsmöglichkeiten", beschreibt Miller die neu entstandene Kooperation. Er selbst freut sich etwa, Evas Paradiesgarten weiterempfehlen zu können, eine Demeter-Gärtnerei aus Waakirchen, wo Miller für den Moarwirt viel Gemüse einkauft.

Zu den zentralen Kooperationsideen zählt zudem, sich gegenseitig mit Ausrüstung und Personal auszuhelfen. Gerne würden die fünf Gastronomen auch ein Genuss-Festival in Hechenberg mit einem regionalen Markt organisieren. Dort könne jeder von ihnen seine Spezialitäten präsentieren, sagt Miller. Das könne aber erst stattfinden, wenn es keine einschränkenden Pandemieregulierungen mehr gebe.

Neben dem erst kürzlich mit einem grünen Michelin-Stern ausgezeichneten Moarwirt gehören zu den "Wuiden Wirten" Helena Aberle vom Mangfallblau in Gmund, Frank Mollenhauer mit seiner Ostiner Stub'n etwas oberhalb des Tegernsee-Ostufers, René Schaumburg vom Berghotel Sutten und schließlich noch das La Llorona in Bad Tölz. In dem Cantina-Lokal bietet Inhaber Jürgen Kunert, der in der Kurstadt seit 2015 zudem die Einbachmühle betreibt, mexikanische Spezialitäten an.

Das geplante Genuss-Festival verspricht damit eine sehr vielfältige Geschmackserfahrung. Im Mangfallblau zum Beispiel wird ausschließlich vegetarisch und vegan gekocht, etwa mit Jackfrucht statt Fleisch für den Burger. In der Ostiner Stub'n gibt es eine Fusionsküche, die moderne europäische und asiatische Einflüsse miteinander verbindet. Und im Berghotel Sutten ist die mediterrane Küche zu Hause.

Etwa alle vier bis acht Wochen versucht sich das Gastronomen-Quintett laut Sebastian Miller vom Moarwirt zu treffen. Es gibt aber auch eine gemeinsame Whatsapp-Gruppe. Dass aus den Dreharbeiten für eine Fernsehsendung, bei der es um einen Wettbewerb geht, ein solcher Zusammenschluss der "Wuiden Wirte" entstanden ist, das empfindet Miller als eine ganz besondere Sache. Vor allem ist aber wohl der Erfahrungsaustausch unter den Gastronomen besonders wertvoll - gerade jetzt. Mehr Personal könnten nämlich praktisch alle momentan einstellen. Nur nach dem Corona-Lockdown welches zu finden, das ist schwieriger denn je. Viele Mitarbeiter haben sich während der langen Zwangsschließung beruflich anderweitig orientiert. "Wir könnten sofort jemanden einstellen", beschreibt Miller die derzeitige Situation. Erschwerend komme hinzu, dass der Moarwirt in Hechenberg nur mit dem Auto gut erreichbar sei.

Gute Tipps sind unter den Gastronomen also immer gefragt. Helena Aberle vom Mangfallblau brauchte etwa kürzlich ein Pavillon-Zelt und fragte ihre Kollegen um Rat. Der Moarwirt wiederum hätte sich für eine Veranstaltung gerne mal die Expertise der Fleischlos-Köchin aus dem Mangfallblau ins Haus ausgeliehen. Das hat nur nicht geklappt, weil das Gmunder Restaurant gleichzeitig eine Hochzeit ausrichten musste.

Aber auch, wenn nicht immer alles klappt, haben sich die Gastronomen für ihre Gäste eine Art kulinarische Bildungsreise überlegt. Angedacht ist, sich mit dem "Wuide-Wirte-Genusspass" auf fünf Etappen durch das Oberland zu essen - inklusive finaler kleiner Überraschung. "Es ist schön, dass ich für meine Hotelgäste auch noch etwas anderes empfehlen kann", sagt Moarwirt-Chef Sebastian Miller. "Die wollen ja nicht jeden Tag im gleichen Lokal oder nur bei uns im Hotel essen."

© SZ vom 16.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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