Mein Auftritt:Worttanzender Objekt-Täter

Festival D`Amato 2016
(Foto: Hartmut Pöstges)

Peter Spielbauer ordnet sich selbst ein - was eigentlich nicht geht

Protokoll von Laura Geigenberger

Peter Spielbauer ist selbst ernannter Philosokomiker, Poet, Clown, Wortkünstler und Kabarettist. Am Freitag spielt er sein Programm "dunkHell" im Geltinger "Hinterhalt".

"Primär würde ich mich mit 'Selberwirklichkeitmacher', dann als 'schwer Einordenbarer' bezeichnen. Das, was ich mache, ist Solo-Theater mit Kabarett. Es hat sehr viel Visuelles - bei mir gibt es immer Objekte, mit denen etwas passiert, die meinen Text beschreiben oder aufgreifen. Viele Textstellen sind daher ohne zugehöriges Objekt schwerer aufzunehmen und umgekehrt. Das Bühnenbild ändert sich permanent. Mir ist ganz wichtig, dass man immer etwas fürs Auge hat. Meine Begrifflichkeit, meine Beschreibung, ist also vielfältig. Jemand hat mich mal mit den Begriffen 'Wort-Tänzer' und 'Objekt-Täter' porträtiert - das finde ich sehr schön. Wörter gibt es viele bei mir. 'Tänzer' steht für die Bewegung. Ich habe immer irgendwelche Objekte dabei, und mit denen tue ich etwas - es bleibt praktisch nichts, wie es war.

Ich komme ja vom Theater und nicht vom Kabarett. Ende der Siebzigerjahre gab es eine sehr starke Off-Theater-Szene und fantastische Theaterfestivals in München. Verrückte Produktionen, kein Mainstream, sondern meistens freie Gruppen, die alles selbst gemacht haben. Das hat mich sehr beeinflusst. Theater habe ich auch schon in anderen Konstellationen gemacht. Solo bin ich seit 1990 unterwegs. dunkHell ist schätzungsweise mein zwölftes Programm. Zu dem Wortspiel gibt es lustige Assoziationen: Man liest selten 'dunkHell', sondern entweder 'Dunkel', 'Hell' oder 'Dunkelhell'. Daran merkt man, dass gewisse Erwartungshaltungen im Hirn ganz schön festgenagelt sind. Diese Mühe, etwas wirklich von Neuem zu lesen, ist eine Arbeit, die sich nicht viele machen. Die meisten denken automatisch an etwas, das sie schon kennen. dunkHell enthält auch Ambivalenzen: einerseits - andererseits, dunkel - hell.

Dada ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt. Die Dadaisten haben sich ja mit einer Weltkriegssituation auseinandergesetzt. Jetzt ist es ja wieder heftig, mit steigenden Aggressionspotenzialen. Dinge, von denen man geglaubt hat, dass sie gar nicht mehr passieren. Jemand wie ich, der mit humanistischen Werten aufgewachsen ist und diese für sinnvoll empfunden hat und immer noch empfindet, schlackert da mit den Ohren. Dadaismus ist eine kleine Fluchtmöglichkeit: Wenn etwas in der politischen Realität so verrückt, so aberwitzig ist, dass man es nicht mehr erklären kann, warum nicht auf der Bühne noch eins draufsetzen? Für Inspiration muss ich mir nur die Welt anschauen. Ich bin die ganze Zeit am formulieren über etwas, das mich gerade fasziniert und begeistert, was ich aus allen möglichen Kanälen aufgenommen habe. Nach ein, zwei Jahren wird es dann im Idealfall dichter. Das ist der Job vom Dichter: dichter machen. Dichten heißt komprimieren: Essenzen. Und bei aller 'Dichtheit' will ich mit dem Publikum zwei gute Stunden verbringen, mit möglichst wenig Bruhaha-Schenkelklopf-Ablach-Gags.

Warum ich das mache, was ich mache, ist schwer zu erklären. Ich habe Glück gehabt und in meiner Jugend Leute, die weichenstellend waren. Wer weiß, was gewesen wäre ohne diese Weichensteller. So aber ist Theater mein Daseinszweck, deswegen bin ich auf diesem Planeten. Da bin ich mir absolut sicher. Das ist ein Geschenk, ein luxuriöser, von vielen erstrebter Zustand."

Peter Spielbauer: dunkHell. Freitag, 18. Januar, 20.30 Uhr, "Hinterhalt" Gelting, www.hinterhalt.de

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