Süddeutsche Zeitung

Mein Auftritt:Sprache ist mehr als Worte

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Ulla Haehn bringt ein inklusives Theaterprojekt auf die Bühne

Protokoll von Paul Schäufele

Seit sieben Jahren gestaltet Ulla Haehn () als Regisseurin der Komischen Gesellschaft in Bad Tölz Theaterabende mit Tiefgang und dem Anspruch, gesellschaftliche Probleme aufzugreifen. Dazu gehört auch das Thema "Inklusion". Für das neue, inzwischen dritte Projekt "Die große Wörterfabrik" kooperiert die Tölzer Theatergruppe mit dem Arbeitskreis für Menschen mit Behinderung. Von Michael Baindl, Seelsorger für Menschen mit Behinderung im Dekanat Wolfratshausen, und Regine Köhl stammt die Idee dazu.

"Da springt was über, da passiert was auf unserer Bühne! Es geht um einen König, der eine Wörterfabrik bauen lässt. Wörter sind also eine Ware, werden zum Verkauf angeboten. Die Untertanen müssen sorgfältig auswählen, welche sie verwenden. Aber bald können sich nicht mehr alle Wörter leisten. Man findet eine Lösung: Die Untertanen erkennen, dass Kommunikation nicht nur aus Wörtern besteht.

Im Laufe der Probenarbeit haben alle Schauspielerinnen und Schauspieler diese Botschaft verstanden. Das war faszinierend zu sehen und es hat mich berührt. Wir sind zunächst von der Geschichte des Königs ausgegangen, die sich in dem Buch von Agnes de Lestrade und Valeria Docampo findet - eine Kollegin hat mich darauf aufmerksam gemacht, und ich fand das sofort unglaublich anziehend, dieses Spiel mit der Sprache. In diese Rahmengeschichte haben wir dann eigene Ideen eingearbeitet, kleine Geschichten, die aus den Reihen der Schauspieler kamen. Diese haben wir gemeinsam weiterentwickelt.

Das ist ja das Gute am Theaterspielen: Man kann flexibel sein, sogar während einer Aufführung. Als der Arbeitskreis auf mich zukam mit der Bitte, das Projekt als Regisseurin zu begleiten, habe ich gerne zugesagt. Ich hatte ja schon integrative Theaterprojekte mit der Lebenshilfe begleitet. Aus meiner Berufserfahrung als Lehrerin weiß ich, dass Schulen häufig die Mittel fehlen, um wirklich inklusiv arbeiten zu können. Deshalb finde ich es wichtig, dass es im kulturellen Bereich Angebote gibt, bei denen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen arbeiten können."

"Die große Wörterfabrik" : Ein in Gemeinschaft entwickeltes Theaterprojekt frei nach dem gleichnamigen Buch von Agnes de Lestrade und Valeria Docampo: Freitag, 20. Juli, Kulturhaus Alte Madlschule, Schulgasse 3, Bad Tölz, Beginn 18 Uhr; Sonntag, 22. Juli, Seniorenheim Sankt Hedwig, Adalbert-Stifter-Straße 56, Geretsried, Beginn 15 Uhr; Mittwoch, 25. Juli, Pfarrsaal Petruskirche, Martin-Luther-Weg 13, Geretsried, Beginn 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Veranstalter des Projekts ist der Verein zur Förderung der gemeinsamen Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder in Geretsried

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Quelle:
SZ vom 19.07.2018
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