Mehr Immobilien für Bad Tölz:Wohnen statt Minigolf

Baustelle an der Osterleite - Krankenhausstraße

An der Osterleite baut die Stadt bereits: Geplant sind 18 erschwingliche Wohnungen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die CSU will den Neubau fördern - und dabei den Tourismus nicht vergessen. An der Osterleite errichtet die Stadt 18 erschwingliche Wohnungen.

Von Petra Schneider

Wohnen, Gewerbe, Handel und Tourismus - das sind nach Ansicht der CSU die Säulen einer lebendigen Kommune. "Tölz soll keine Schlafstadt werden", sagte der Ortsvorsitzende Ingo Mehner bei der Jahreshauptversammlung am Montag im Starnbräu. Wohnraum sei wichtig, gefördert werden müsse aber auch der Tourismus; denn nicht nur Handel, Gewerbetreibende und Handwerker profitierten, sondern, durch die touristische Infrastruktur, auch die Bürger.

Um dringend benötigte Hotels zu bekommen, schluckt die Stadt deshalb einige Kröten: Beim Bichler Hof und dem Hotelprojekt an der Arzbacher Straße will sie den Investoren zur Querfinanzierung Wohnungsbau erlauben - und verzichtet auf die in der "Zukunftsorientierte Bodennutzung (ZoBoN)" festgelegten Möglichkeit, ein Drittel der Fläche für sozialen Wohnungsbau selbst zu erwerben. Nach Ansicht der CSU müssen in Tölz auch Arbeitsplätze geschaffen werden. Ein Erfolg sei deshalb die Neuansiedlung des Klebebandherstellers "Biolink", sagte Bürgermeister Josef Janker. Kürzlich sei der Notarvertrag für ein 19 000 Quadratmeter großes Grundstück am Sitecpark unterzeichnet worden - mit Option auf Erweiterung um 6400 Quadratmeter.

Seit Jahren sei die Schaffung von Wohnraum ein Thema der CSU, sagte Mehner. "Diejenigen, die sich jetzt am lautesten als weiße Ritter darstellen, waren über viele Jahre die entschiedensten Gegner von Familienbauprojekten." Als Beispiel nannte Mehner Grundstücke an der Isar im Bereich der alten Tennisplätze. "Da hätten wir die Möglichkeit gehabt, ein Familienbaumodell zu machen". Die Mehrheit im Stadtrat habe dagegen gestimmt, weil man dort lieber "Minigolf statt Wohnen" wollte. Die Flächen der Stadt seien begrenzt, und wenn es um Verdichtung gehe, "geht regelmäßig ein Aufschrei durch die Bevölkerung - oder zumindest durch die Nachbarschaft."

Jüngstes Beispiel: die Osterleite, wo die Stadt gerade mit dem Bau von 18 Mietwohnungen begonnen hat. Da sei die Trauer groß, "dass dort jetzt keine Kühe mehr grasen", sagte Mehner. Auch beim Mietwohnbauprojekt an der Kohlstattstraße, wo 15 Wohneinheiten entstehen sollen, sei diskutiert worden: "Der Erhalt einer Linde, oder drei Wohnungen mehr." Die Stadt brauche ein umfassendes Konzept, das Mietwohnungen ebenso enthalte wie die Möglichkeit für Bürger, Wohneigentum zu erwerben. Die CSU habe deshalb aktuell einen Antrag gestellt, alle Grundstücke aufzulisten, auf die die Stadt Zugriff habe. Über die Modalitäten eines Einheimischenmodells soll laut Janker demnächst in einer Klausurtagung beraten werden. Nicht nur wo, sondern auch wie künftig gebaut werden soll, will die CSU mit einem "Gestaltungsleitfaden" regeln.

Mit den Projekten an der Osterleite und der Kohlstattstraße werden voraussichtlich im kommenden Jahr 33 neue Mietwohnungen fertig gestellt, deren Quadratmeterpreise bei rund sieben Euro liegen sollen. Daneben gibt es bereits 319 städtische Sozialwohnungen. Neu gebaut wird auch auf der Sappl-Wiese im Süden des Zwickerhof-Areals in einer Größenordnung von rund zwei Hektar.

Laut Janker werde hier die ZoBoN-Satzung angewandt, die im Übrigen in allen Varianten mit "allen Stimmen der Grünen" beschlossen worden sei. Skeptisch ist der Bürgermeister in Bezug auf Einheimischenmodelle; dafür müssten Kriterien festgelegt werden, die angreifbar seien. Zudem gelte: "Eine Kommune hat die Aufgabe, ausreichend Wohnraum zu schaffen", sagte Janker. Das bedeute aber nicht automatisch Wohneigentum.

Der stellvertretende Landrat und Kochler Bürgermeister Thomas Holz betonte die Bedeutung des Tourismus für die Region: Dadurch würden 5000 Arbeitsplätze und sechs Millionen Euro Steuereinnahmen im Landkreis generiert. "Tourismus bringt Geld und Wirtschaftskraft." Deshalb habe man sich in Kochel für einen privaten Investor und ein exklusives Wellnessbad "Kristall-Trimini" und gegen ein "Schwimmbad ohne Extras" entschieden. Im geplanten Spa "Natura Tölz" sieht Holz keine Konkurrenz. "Das sind beides Leuchtturmprojekte, die sich gegenseitig befruchten."

Die anwesenden 34 Mitglieder votierten am Montag einstimmig für eine Wiederwahl von Mehner zum Ortsvorsitzenden. Als Stellvertreter wurden René Mühlberger und Stefanie Rasch im Amt bestätigt, neu in den Vorstand gewählt wurde Christine Janker, Tochter von Stadtrat Ludwig Janker.

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