Mehr Einwohner, mehr Autos:Waldramer fürchten Verkehrskollaps

Auf der Coop-Wiese sollen 50 geförderte Wohnungen entstehen. Der Bürgermeister verspricht, eine Lösung für eine zweite Zufahrt ins Viertel zu suchen.

Von Konstantin Kaip

Euphorie hatten sich Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW), Architekt Norbert Blankenhagen und der Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft (Stäwo) Lothar Ortholf wohl nicht erwartet, als sie sich am Mittwochabend den Fragen der Waldramer stellten. Schließlich ging es bei der Informationsveranstaltung in der Aula der Waldramer Schule um die zwei Mehrfamilienhäuser mit 50 geförderten Wohnungen, die die Stäwo im Auftrag der Stadt auf der so genannten Coop-Wiese an der Schlesierstraße errichtet. Und die sind bei den Einwohnern des dicht besiedelten Quartiers hoch umstritten. Warum, kam am Mittwochabend deutlich zur Sprache: Das Viertel hat nur eine Zu- und Abfahrt über die B 11, die Bewohner befürchten einen Verkehrskollaps. Heilinglechner musste viel Kritik einstecken. Der Stadtrat werde sich weiterhin ernsthaft mit der Schaffung einer zweiten Zufahrt auseinandersetzen müssen, versprach er den etwa 80 Zuhörern. "Wir bleiben dran."

Jedem sei klar, dass Waldram mit der Verkehrssituation "nicht unbedingt gesegnet" sei, sagte Heilinglechner in seiner Einleitung. Andererseits brauche Wolfratshausen jedoch dringend bezahlbaren Wohnraum. Der geförderte Wohnungsbau, den der Stadtrat nach einem Antrag von BVW, SPD und Grünen mehrheitlich beschlossen hat, sei nur auf städtischem Grund möglich. Private Bauträger seien bei den bestehenden Grundstückspreisen nicht bereit dazu. Und weil es in Wolfratshausen sehr wenige freie Flächen gebe, "ist die Auswahl schnell getroffen".

waldram wolfratshausen

SZ-Grafik; Quelle: Google Earth Pro

Architekt Blankenhagen erläuterte die Pläne für die beiden fünfstöckigen Mehrfamilienhäuser mit 50 barrierefreien Wohnungen, die nach den Förderrichtlinien der Regierung erstellt und vergeben werden sollen. Er zeigte die Grundrisse der Vorplanung, erläutere die Pläne für die Tiefgarage und die oberirdischen Stellplätze und betonte, dass die Stäwo nach Vorgabe des Stadtrats nur 90 Prozent des möglichen Baufensters ausnutze. Insgesamt blieben am Ende noch etwa 80 Prozent der 16 000 Quadratmeter großen Grünfläche übrig. Die Zuhörer sorgten sich indes vor allem über den zunehmenden Verkehr und den Parkdruck an der engen Schlesierstraße. Schon jetzt sei sie oft zugeparkt, beklagte ein Bürger. Blankenhagen betonte, dass die Stadt nicht von ihrem Schlüssel von zwei Stellplätzen pro Wohnung abgerückt sei - obwohl Mieter geförderter Wohnungen erfahrungsgemäß weniger bräuchten. Von 100 Parkplätzen werde wohl die Hälfte frei bleiben. "Wir werden auf jeden Fall die Anwohner anschreiben", sagte Heilinglechner. Er machte aber auch klar, dass übrig gebliebene Stellplätze nur kostenpflichtig vergeben werden könnten. Die Lücke im Gehsteig, auf die eine Zuhörerin hinwies, werde im Zuge der Bebauung geschlossen, versprach der Bürgermeister.

Die Hauptsorge aber blieb die Anbindung. Es könne nicht sein, "dass dieses kleine Waldram so schrecklich zugebaut wird, und es keine zweite Zufahrt gibt", sagte eine ältere Dame. Heilinglechner räumte ein, dass das Viertel, das im vergangenen Jahr mit dem Neubaugebiet "Waldramer Gärten" schon stark verdichtet wurde, arg belastet werde. "Das ist jetzt hoffentlich die endgültige Lösung in der Bebauung", sagte er. "Was nicht die endgültige Lösung sein kann, ist der Verkehr."

Mehr Einwohner, mehr Autos: Mit nur einer Zufahrt ist Waldram ein Nadelöhr. Das wissen nun auch Norbert Blankenhagen, Klaus Heilinglechner und Lothar Ortholf (v.li.).

Mit nur einer Zufahrt ist Waldram ein Nadelöhr. Das wissen nun auch Norbert Blankenhagen, Klaus Heilinglechner und Lothar Ortholf (v.li.).

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Mehrere Zuhörer forderten, endlich die Brücke über den Isar-Loisach-Kanal zu öffnen, die bislang nur der Stadtbus queren darf. Die Lösung werde schon länger im Stadtrat diskutiert, sagte Heilinglechner. Sie verlagere aber das Problem letztlich nur nach Farchet, das mit der Margeritenstraße auch nur eine Zufahrt habe. Denkbar sei auch ein neuer Anschluss im Süden über Geretsrieder Flur. Die Nachbarstadt habe schon Bereitschaft bekundet, auch das Staatliche Bauamt Weilheim kenne das Problem. "Da ist auch Hartnäckigkeit gefordert von unserer Seite", sagte der Bürgermeister. Allerdings dauere es im Straßenbau erfahrungsgemäß lang. Und mit dem sozialen Wohnungsbau könne man nicht warten. Wie Stadtrat Hans Schmidt (Grüne) erklärte, fehlen in Wolfratshausen 300 Wohnungen. Man sei ohnehin spät dran, sagte Stäwo-Chef Ortholf. "Wenn wir jetzt nichts machen, wird das ein Fiasko."

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