Mehr als 18000 Höhenmeter:Bei bitterer Kälte über die Pässe

Mehr als 18000 Höhenmeter: Christian Willibald (links) und Martin Hausmann noch bei schönem Wetter auf der Tour Transalp.

Christian Willibald (links) und Martin Hausmann noch bei schönem Wetter auf der Tour Transalp.

(Foto: oh)

Tölzer Radrennfahrer Martin Hausmann berichtet von widrigen Bedingungen bei der Tour Transalp

Von Arnold Zimprich, Bad Tölz

Martin Hausmann hat Ende Juni das zweite Mal an der Tour Transalp teilgenommen, einem Jedermann-Radrennen über mehr als 18 000 Höhenmeter. Der für den WSV Bad Tölz startende Radler kam aber wegen schlechten Wetters nicht wie vorgesehen am Zielort an. Hausmann kann es immer noch kaum fassen, mit welchen Widrigkeiten die Teilnehmer auf der Tour Transalp 2017 zu kämpfen hatten. "Plötzlich standen die Carabinieri vor uns, und es war finito", berichtet er - zum Weiterfahren war es schlicht zu kalt. Ein halbes Jahr Vorbereitung hat der gelernte Instrumentenbauer in das Amateur-Rennradrennen gesteckt, dass dieses Jahr über 867 Kilometer und 18 233 Höhenmeter von Sonthofen bis nach Arco im Trentino führte - oder zumindest führen sollte.

Die Radfahrer hatten schon mehrere Pässe bei leidlich guten Verhältnissen passiert, darunter das 2474 Meter hohe Timmelsjoch und das 2757 Meter hohe Stilfser Joch, unter Radfahrern eine der größten Herausforderungen in den Alpen. Am Umbrailpass an der italienisch-schweizerischen Grenze war jedoch vorerst Schluss.

Zu schlecht war das Wetter Ende Juni. Auf den Hochgebirgspässen hatte es bis auf zwei Grad heruntergekühlt. "Sogar die mitradelnde Prominenz hatte zu kämpfen, darunter Triathlon-Ass Faris al-Sultan und der zwölfmalige Tour de France-Teilnehmer Udo Bölts", berichtet Hausmann. Viele Sportler waren am Morgen in "kurz-kurz" gestartet, also mit einem kurzärmligen Trikot und kurzer Radhose. "Einige hatten nicht einmal eine dünne Regenjacke dabei. Ich habe bei der anschließenden Rückfahrt nach Bormio so geschlottert wie selten zuvor", sagt Hausmann. Zum Glück seien in Windeseile Wärmezelte aufgestellt worden, in denen sich die Sportler aufwärmen konnten.

Und es kam noch schlimmer: Aufgrund intensiven Regens und der hohen Gewittergefahr wurden die vierte Etappe von Bormio nach Livigno und die anschließende Etappe von Livigno nach Aprica komplett gestrichen. "Wir mussten mit dem Bus fahren."

Um die verloren gegangen Höhen- und Kilometer auszugleichen, verlegte der Veranstalter die finale Etappe von Pieve di Cadore nach Arco kurzerhand auf eine andere Strecke. "Da ging es mitunter über schmale, unübersichtliche Waldsträßchen", sagt der Tölzer Radfahrer. Die 500 Zweierteams sicher über die Alpen zu bringen, darunter reine Damen-, Herren- und Mixed-Teams, habe jederzeit im Vordergrund gestanden. "Übernachtet wurde in Turnhallen lokaler Sportvereine, die Stimmung an der Strecke war wirklich toll".

Warum lockt Martin Hausmann ausgerechnet dieses Rennen? "Die Tour Transalp übt auf Amateure magische Anziehungskraft aus. Es ist es eines der härtesten Amateurrennen im Alpenraum überhaupt." Sich als Hobbyfahrer wie ein Profi zu fühlen - das gehe nicht bei jedem Radrennen. Für den Pulk von tausend Startern wurden auch viel befahrene Straßen gesperrt - so zum Beispiel die Hauptroute durch den Vinschgau. "So muss es sich anfühlen, bei der Tour de France mitzufahren", sagt der 37-Jährige, der es auf rund 5000 Radkilometer pro Jahr bringt. Er hat heuer nach 2014 bereits das zweite Mal an der Tour Transalp teilgenommen, dieses Mal zusammen mit Christian Willibald (ebenfalls WSV Bad Tölz).

Der aus Berlin-Pankow stammende Hausmann begann Ende der Neunzigerjahre eine Lehre bei Meinl Musikinstrumentenbau in Geretsried, der inzwischen zum Blechblasinstrumente-Experten Buffet Crampon gehört. Als Tuba-Spezialist ist er dort für die Qualitätssicherung zuständig. Als Ausgleich spielte er anfangs beim TSV Königsdorf Fußball, wechselte jedoch nach einer Kreuzbandverletzung zum Lauf- und schließlich zum Rad- und Triathlonsport. Seit 2008 startet er für den WSV Bad Tölz. In eine Großstadt wie Berlin zurückzukehren, kann er sich nicht vorstellen. Hausmann schüttelt lachend den Kopf. "Für Triathlon- und Rennradsportler bietet das Oberland einfach unglaublich viel."

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