Max-Villa im Ammerland:Sanierungsfall mit Außenwirkung

Das Gerangel um Sanierung der Max-Villa geht in die nächste Runde: Nun kritisiert Münsings Bürgermeister die Behörden.

Barbara Szymanski und Birgit Lotze

Zum ersten Mal hat ein Amtsträger zum Vorgehen der Behörden gegen einen Verfall der Max-Villa in Ammerland kritische Worte geäußert. Münsings Bürgermeister Michael Grasl formulierte sie in einem Brief an Generalkonservator Egon Johannes Greipl im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in der vergangenen Woche.

Max Villa

Ein Denkmal im Verfallsstadium: die Villa Max in Ammerland.

(Foto: Manfred Neubauer)

Laut Grasl fehlen konkrete Anhaltspunkte "für eine nachhaltig ausgerichtete und ernsthaft verfolgte Sanierungsabsicht". Grasl bittet um einen Zwischenbericht bis Ende November. Außerdem vermisst er ein "deutlich konsequenteres und auch praktiziertes Vorgehen und Zusammenwirken aller Fachbehörden, und zwar von Anfang an".

Wie berichtet, hat der Generalkonservator Greipl, also der oberste bayerische Denkmalschützer, persönlich im März die Beratung für ein schlüssiges Sanierungskonzept der äußerlich sichtbar verfallenden Villa der berühmten Malerfamilie Max übernommen. Die heutige Eigentümerin der Max-Villa hatte bis dahin über zehn Jahre lang Anwälte und Berater gewechselt. Saniert wurde die Villa allerdings nicht.

Grasl moniert, dass immer noch detaillierte und aktuelle Zeitpläne fehlen. Der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan stehe an, die Gemeinde müsse eine Sanierung in die Planung der Gemeinde einbeziehen, um ein schlüssiges Gesamtkonzept für das Areal an der Seestraße zu erarbeiten. Grasl verweist auch auf die große Medienresonanz wegen des Verfalls der Villa. "Der Fall Villa Max entfaltet seit vielen Jahren eine Außenwirkung." Auch die Gemeinde Münsing könne den Verfall "nach wie vor nicht akzeptieren". Die Bürger erwarteten "konkrete Schritte".

Am Mittwochnachmittag war Bürgermeister Grasl nicht zu erreichen. Deshalb ist nicht bekannt, ob sein Vorstoß auch eine Reaktion auf einen Bescheid des Landratsamts Bad Tölz-Wolfratshausen ist, welcher der SZ vorliegt. In dem Schreiben der Unteren Denkmalschutzbehörde wird den Eigentümern der Max-Villa die Erlaubnis erteilt zur "Archivalienrecherche" und zur "restauratorischen Untersuchung der Bausubstanz".

Der Ostuferschutzverband kritisiert "Gummilösung" der Behörden

Allerdings lässt der abschließende Hinweis kaum den Schluss zu, dass die Eigentümer jetzt bald mit einer Sanierung beginnen werden. Die Erlaubnis erlösche, wenn nicht innerhalb von vier Jahren mit der Ausführung der Maßnahmen begonnen werde, steht dort. Die Geltungsdauer könne auch jeweils bis zu zwei Jahre verlängert werden, auch rückwirkend.

Im Klartext: Die Renovierung sollte innerhalb von vier Jahren begonnen werden. Wird sie nach einigen Monaten wieder unterbrochen, kann sie auch eine Weile ruhen. Für den Ostuferschutzverband, der sich auch für die Bewahrung der Villa engagiert, ist der Bescheid deshalb so viel wie die Erlaubnis, die Villa verfallen zu lassen.

Vorstandsmitglied Florian Müller nennt das eine "Gummilösung" - lange dehnbar: "Das Landratsamt müsste auf eine kurze Fristsetzung drängen, damit Schwung in die Sache kommt. Dieser unglaubliche Langmut ist unverständlich." Die Eigentümerin habe jahrelang den Abbruch betrieben, "die Absicht des Landratsamtes auf eine Konsenslösung ist abwegig".

Der Ostuferschutzverband, der am Donnerstag von 19 Uhr an durch den Expertenabend in der Retrospektive Gabriel von Max im Münchner Kunstbau am Lenbachhaus führt, hat seine Anliegen zum Erhalt der Villa Max kürzlich auch dem Bayerischen Rundfunk unterbreitet. Allerdings wurde der bereits fertige Beitrag nicht gesendet. Die Eigentümerin hatte dem Sender über ihren Anwalt mit Klage gedroht.

Norbert Haberger, als Chef vom Dienst der zuständige Redakteur, sagte der SZ dazu, der BR sei nicht erpressbar, sie hätten den Beitrag bereits vor dem Eintreffen des Schreibens gekippt. "Wir wollen das Thema aber wieder aufgreifen", versprach Haberger. Der Sender habe die schriftliche Zusage der Eigentümerin, sich zu äußern.

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